Regierungsflughafen in Berlin: Bleibt der Flughafen Tegel für Staatsgäste?

Berlin - In Schönefeld wird die Zeit knapp. Nicht nur am BER ist ungewiss, ob der Betrieb Ende 2017 starten kann. Unklar ist auch, ob der geplante provisorische Regierungsflughafen bis dahin fertig wird. Denn die Flughafengesellschaft hat keine Firma gefunden, die das Terminal für Staatsgäste errichten will.

Am morgigen Freitag muss Flughafenchef Karsten Mühlenfeld dem Aufsichtsrat erklären, wie es mit dem Projekt weitergehen soll. Beobachter gehen davon aus, dass der Flughafen Tegel für diesen Teil des Luftverkehrs in Betrieb bleiben muss. Jetzt bekräftigte die German Business Aviation Assoziation ihren Vorschlag, auf die Schließung von Tegel zu verzichten und den Airport für Regierungs- sowie Geschäftsflieger offen zu lassen.

„Das wäre die einfachste Lösung“, sagt ihr Sprecher Hans-Henning Romberg. Er befürchtet, dass Staatsgäste nicht mehr in Berlin landen können, wenn Tegel tatsächlich wie geplant spätestens Mitte 2018 stillgelegt wird. In Aufsichtsratskreisen gibt es Akteure, die seine Bedenken teilen. „Ich bin der festen Überzeugung, dass die Diskussion über die Zukunft Tegels noch nicht zu Ende ist“, sagt einer von ihnen. „Im Gegenteil: Sie muss neu beginnen.“

Bürgerinitiative befürchtet Lärm

Seine Einschätzung lautet: Der Zeitplan für das Provisorium, das in Schönefeld auf der sogenannten „Ramp 1“ als Vorläufer des endgültigen Regierungsterminals entstehen soll, ist nicht mehr zu halten. „Der Bau hätte schon längst beginnen müssen“, so der Insider. Geschehen sei bislang nichts. Zwar gaben drei Unternehmen Angebote ab, doch sie zogen sich wieder zurück, so dass die Flughafengesellschaft noch ohne Baufirma dasteht.

Die Bauwirtschaft sei gut ausgelastet. Außerdem hätten die Besonderheiten des Bauvorhabens potenzielle Bewerber abgeschreckt. Zwar sei die äußere Hülle des geplanten Provisoriums simpel, und es gäbe mehrere Firmen, die den einfachen Industriebau errichten könnten. Doch die Inneneinrichtung mache dieses Projekt kompliziert. Benötigt werden unter anderem schusssicheres Glas und Übersetzerkabinen. „Das kann nicht jeder“, hieß es.

Bürgerinitiative fordert Schließung von Tegel

„Wir schlagen vor, dass die Flugbereitschaft der Bundeswehr in Tegel bleibt“, sagte Hans-Henning Romberg. In Tegel-Nord gebe es ein funktionierendes Regierungsterminal. Auch Geschäfts- und Privatflieger, im Luftverkehr bekannt als General Aviation, sollten Tegel weiterhin nutzen.

Am Flughafen BER, der von Beginn an gut ausgelastet sein wird, wären die kleinen Flugzeuge nur schwer in den Betriebsablauf zu integrieren. Nach der Einstellung des Linienflugverkehrs in Tegel gebe es dort viel Platz für sie. Die nördliche Start- und Landebahn in TXL könnte in Betrieb bleiben, die südliche würde als Rollweg dienen. Die Lärmbelastung der Anlieger sei minimal, wenn in Tegel keine Linienflugzeuge mehr starten und landen.

Die Bürgerinitiative gegen das Luftkreuz auf Stadtflughäfen fordert dagegen, dass Tegel geschlossen wird. Der jetzige Senat sieht das genauso. Rechtlich wäre der teilweise Weiterbetrieb möglich, entgegnete Romberg. Zwei Bescheide müssten widerrufen werden: die Aufhebung der Planfeststellung und der Widerruf der Betriebsgenehmigung.