Regionalzüge: Bahn soll öfter von Berlin nach Brandenburg fahren

Drei Projekte für einen besseren Regionalzugverkehr in Berlin und Brandenburg gewinnen an Tempo. In Kürze beginnt die Planung für die Wiederbelebung der Heidekrautbahn, die eine neue Verbindung in das nordöstliche Umland schaffen wird. Damit der Prignitz-Express in Zukunft zweimal stündlich nach Neuruppin fahren kann, wird der Streckenausbau vorbereitet.

Um auch zwischen Berlin und dem Spreewald die Zahl der Regionalexpressfahrten zu verdoppeln, wird die Erweiterung des Bahnhofs Königs Wusterhausen geplant. Das gaben Berlins Verkehrssenatorin Regine Günther (parteilos, für Grüne) und Brandenburgs Infrastrukturministerin Kathrin Schneider (SPD) am Montag bekannt. Allerdings werden noch Jahre vergehen, bis die Pendler Verbesserungen spüren werden.

„Viel ist noch zu tun"

Warum dauert das so lange? Das war die Frage, die nach der dritten Sitzung des Lenkungskreises für das Infrastrukturprojekt i2020 am häufigsten gestellt wurde. Schneider bemühte einen Vergleich: „Wir haben es nicht mit einem Sportboot zu tun, sondern mit einem Tanker.“ Bis Strecken und Bahnhöfe erweitert, bis neue Gleise gelegt werden können, muss vieles geplant, beantragt und genehmigt werden. „Das geht nicht von heute auf morgen“, sagte Senatorin Günther.

„Viel ist noch zu tun. Trotzdem waren wir noch nie so weit wie heute“, so Schneider. „Und noch nie wurde so intensiv an einer Erweiterung der Kapazitäten gearbeitet wie jetzt.“ Im vergangenen Oktober haben Berlin, Brandenburg sowie die Deutsche Bahn Netz das Projekt i2030 ins Leben gerufen, das vom Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg koordiniert wird. „Seitdem sind wir gut vorangekommen“, hieß es.

Kapazitätsprobleme lange ignoriert

Zur Wahrheit gehört allerdings auch, dass die Initiative reichlich spät kam. Seit Jahren wächst die Hauptstadtregion, steigt die Zahl der Fahrgäste, sind Züge in Stoßzeiten überfüllt. Doch der Berliner Senat, der mit S-Bahn und BVG ausgelastet ist, zeigte für diese Themen lange Zeit kaum Interesse. In Brandenburg wurden die Kapazitätsprobleme im Berliner Umland heruntergespielt – unter anderem, weil man befürchtete, für den Betrieb zusätzlicher Züge nicht über das notwendige Geld zu verfügen.

Nun endlich sind sich beide Länder einig. „Die Metropolenregion wächst. Die Infrastruktur muss ausgebaut werden, um mit dem Wachstum Schritt zu halten“, sagte Senatorin Günther. Die Regel lautet: Vorhaben, die bereits vorbereitet wurden oder überschaubar sind, kommen als erstes an die Reihe. Darum geht das Projekt Heidekrautbahn in die Vollen. Dafür hat die Niederbarnimer Eisenbahn (NEB), der die Trasse gehört, bereits Vorarbeiten geleistet.

Neue Umlandverbindung

Bis 1961 fuhren Züge von Berlin-Wilhelmsruh, Umsteigebahnhof an der heutigen S-Bahn-Linie S1, nach Basdorf, Wandlitz und in die Schorfheide – daher der Name der Strecke. Als der Mauerbau begann, wurde sie verkürzt, ihr Ende befand sich im Grenzgebiet. Seit 1976 liegt der Startbahnhof in Karow, doch er liegt weit vom Stadtzentrum entfernt.

Würde die 14 Kilometer lange Stammstrecke von Wilhelmsruh nach Schönwalde wiederbelebt, entstünde eine neue Umlandverbindung. Schildow und Blankenfelde bekämen wieder einen Bahnanschluss. Die Züge sollen auch in Mühlenbeck und am Märkischen Viertel halten. Geplant ist ein Halbstundentakt mit Dieseltriebwagen, nach Karow ist künftig nur ein Stundentakt vorgesehen.

Planung und Bau sollen 2021 beendet sein

Für den Wiederaufbau des Bahnhofs Wilhelmsruh besitzt die NEB seit Jahren einen Planfeststellungsbeschluss, der bis 2021 gilt. Jetzt sollen für die übrigen Stationen und für die Strecke die Planungen beginnen, so Günther. „Dies könnte bis 2021 abgeschlossen werden, so dass man dann in den Bau einsteigen kann.“ Erneut geprüft wird, ob die Strecke zum Gesundbrunnen verlängert wird. Problem ist, dass der dortige Fern- und Regionalbahnhof bereits gut ausgelastet ist.

Untersucht wird auch, ob für die Reaktivierung der Heidekrautbahn ein langwieriges Planfeststellungsverfahren nötig ist oder ob es zügiger mit einer Plangenehmigung ginge. NEB-Chef Detlef Bröcker hielt es für am Montag denkbar, dass Planung und Bau bis 2021 beendet werden könnten: „Gut möglich, dass es schneller geht.“

Weichen ’raus, Weichen ’rein

Bis Mitte der 2020er-Jahre dauert es, bis der Prignitz-Express nach Neuruppin halbstündlich fahren kann, hieß es. Als die Strecke während der 1990er-Jahre saniert wurde, baute die DB fast alle Weichen aus – aus Kostengründen. Künftig sollen einige Weichenverbindungen wiederhergestellt werden, um die Kapazität zu erhöhen. Kremmen und Wustrau-Radensleben werden wieder zu Kreuzungsbahnhöfen, in denen sich Züge begegnen können.

Ein Teil der Strecke wird zweigleisig ausgebaut. Weit gediehen seien inzwischen die Planungen für den Ausbau des Bahnhofs Königs Wusterhausen, sagte sie. Um den dortigen Engpass aufzuweiten, ist im nördlichen Bereich ein zusätzliches Gleis vorgesehen. Ziel sei, dass der Regionalexpress zwischen Berlin und Lübbenau halbstündlich rollen kann. Mögliches Startdatum: Ende 2022.