Rocket Internet: Börsengänge befeuern Berliner Start-up-Szene
Berlin steht vor den größten Internet-Börsengängen seit Ende des Dotcom-Booms: Innerhalb von nur vier Wochen will sowohl die Internetfirmen-Fabrik Rocket Internet als auch Zalando, die erfolgreichste Rocket-Gründung, an die Börse gehen. In der Start-Up-Szene Berlins erwarten viele, dass die Börsengänge die Internetfirmen-Gründungen in der Hauptstadt befeuern.
Als extrem wichtig für die Start-up-Szene Deutschlands bezeichnete Florian Nöll, Chef des Bundesverbands Deutsche Startups, die Börsengänge im Gespräch mit der Berliner Zeitung. „Rocket Internet und Zalando könnten zu Eisbrechern für weitere Börsengänge von Internetfirmen werden und damit zusätzliche Investitionen anziehen“. Bislang hielten sich Investoren oftmals zurück, da sie abseits eines Firmenverkaufs nur geringe Aussichten haben, ihr Geld zurückzuerhalten. Mit den nun anstehenden Börsengängen werde eine andere Entwicklung aufgezeigt, die zusätzliches Kapital in die im Vergleich zum Silicon Valley weiterhin unterfinanzierte Berliner Start-Up-Szene spülen könne.
Nöll erwartet zudem, dass auch Gründer und mit Aktienpaketen bedachte Mitarbeiter von Rocket Internet und Zalando in Start-Ups in Berlin investieren werden und ihr Wissen teilen. Die Erfahrung zeige, dass solche Börsengänge eine selbstverstärkende Wirkung auf die Internetfirmen einer Stadt haben. „Die Börsengänge werden Berlins Position als zentraler Start-Up-Hub neben London stärken.“
Keine Blase
Die Gefahr einer Blase sieht Nöll nicht. „Im Gegensatz zu Zeiten der New Economy haben die Firmen eine ganz andere Substanz.“ Niemand bekomme Geld, wenn er keine Aussicht auf ein profitables Geschäft bieten könne.
Simon Schaefer, Investor und Betreiber der Start-Up-Zentrums Factory in Berlin, sieht das ähnlich. Er sagte der Berliner Zeitung: „Das ist erst der Anfang einer viel substantielleren Internet-Gründerkultur als wir sie zur Jahrhundertwende erlebt haben. Es entstehen große und global relevante Firmen in dieser neuen Gründerwelle.“
In der Berliner Start-Up-Szene war immer wieder kritisiert worden, dass die Samwer-Brüder nur Firmen kopierten. Doch Nöll sagt: „Die Samwers haben viele Gründer ausgebildet. Ihre Gründungen waren ein zentrales Fundament für die Berliner Start-Up-Szene. “