Rolle rückwärts: Gasag halbiert die Preise

Ab Mai zahlen die etwa 500.000 Kunden des Berliner Gas-Grundversorgers deutlich weniger. Gasag senkt den Preis unter das Limit der Gaspreisbremse. 

Die Gasag-Zentrale auf dem Schöneberger Euref-Campus
Die Gasag-Zentrale auf dem Schöneberger Euref-CampusJörg Carstensen/dpa

Es ist exakt vier Monate her, dass die Gasag als Berliner Gasgrundversorger ihren Kunden die bittere Botschaft überbrachte. Ab dem 1. Januar sollten sie im Grundversorgungstarif bis zu 20,12 Cent pro Kilowattstunde Gas zahlen. Das war eine Verdopplung des Preises. Nun folgt die Rolle rückwärts. Ab dem 1. Mai verlangt das Unternehmen je Kilowattstunde nur noch 11,27 bis 11,80 Cent – nur noch halb so viel. Der Grundpreis bleibt stabil.

Das Unternehmen hatte eine Preissenkung bereits vor einigen Wochen angekündigt. Damals bezifferte man die Reduzierung auf etwa 20 Prozent. Später war zu erfahren, dass es „wahrscheinlich mehr“ werden könnte. Begründet wird der Nachlass mit deutlich gefallenen Großhandelspreisen in den letzten Monaten, weil Gas wieder ausreichend verfügbar ist. Einerseits ging die Nachfrage nach Gas in Industrie, Gewerbe und Haushalten als Folge von Energieeinsparungen zurück. Andererseits senkte der vergleichsweise milde Winter den Bedarf.

In Berlin, so weiß man bei der Gasag, seien allein im Februar 2023 temperaturbereinigt elf Prozent weniger Gas verbraucht worden als im gleichen Vorjahresmonat. Laut Bundesnetzagentur lag der Gasverbrauch zu Monatsbeginn um knapp acht Prozent unter dem Mittel der Jahre 2018 bis 2021. Die Gasspeicher seien derzeit zu knapp 65 Prozent gefüllt.

In der Folge geht der Gaspreis bereits seit Ende vergangenen Jahres zurück. Hatte dieser nach Angaben des Vergleichsportals Verivox am 1. September 2022 noch mit einem Kilowattstundenpreis von 40,4 Cent einen bisherigen Rekord markiert, so zahlen Neukunden derzeit im Schnitt nur noch 10,9 Cent je Kilowattstunde. „Durch die zuletzt ruhigere Marktsituation konnten mehr Mengen günstig eingekauft werden“, heißt es bei der Gasag, die nun tatsächlich einen vergleichsweise günstigen Preis anbietet. Denn laut Verivox verlangen Grundversorger aktuell inklusive Grundpreis im Schnitt 17,5 Cent.

Jahreskosten fallen für einen Durchschnittshaushalt um 1000 Euro

Tatsächlich werden die Kosten für die Kunden damit deutlich reduziert. Bei einem Jahresverbrauch von 12.000 Kilowattstunden, den der Versorger einer durchschnittlichen Berliner Wohnung unterstellt, sinken die Jahreskosten mit dem neuen Arbeitspreis von 11,8 Cent je Kilowattstunde von 2517 auf 1519 Euro. Für ein Einfamilienhaus mit einem durchschnittlichen Verbrauch von 20.000 Kilowattstunden und einem neuen Arbeitspreis von 11,37 Cent sinken die Kosten laut Gasag um 1664 Euro auf 2441 Euro.

Für die ersten vier Monaten des Jahres bis zum 1. Mai wird für die insgesamt 500.000 Gasag-Kunden die Gaspreisbremse greifen. Nach dieser müssen für 80 Prozent des Vorjahresverbrauchs zwölf Cent je Kilowattstunde gezahlt werden. Nur für das restliche Fünftel wird der seit Januar gültige Vertragspreis von etwa 20 Cent je Kilowattstunde erhoben.

Wie das Vergleichsportal Verivox ermittelte, wird eine Familie, die das benötigte Gas derzeit zum örtlichen Grundversorgungstarif bezieht und jährlich 20.000 Kilowattstunden benötigt, durch die Gaspreisbremse im Bundesschnitt mit rund 718 Euro vom Staat unterstützt. Allerdings ergab die Analyse auch, dass es deutliche regionale Unterschiede gibt. Während in Bremen (140 Euro), Schleswig-Holstein (510 Euro) und Niedersachsen (516 Euro) vergleichsweise wenig staatliche Unterstützung nötig ist, summiert sich diese in Sachsen-Anhalt und Thüringen auf 947 beziehungsweise 938 Euro. Die im Bundesvergleich höchsten Entlastungsbeträge sind demnach in Berlin nötig. Hier geht es um 1230 Euro.

Über die aktuelle Preissenkung informiert die Gasag ihre Kunden pflichtgemäß auch per Brief. Zugleich teilt sie mit, dass der Kundenservice bei Rückfragen gerne für eine persönliche Beratung zur Verfügung stehe. Allerdings sei dieser aufgrund der gesetzlichen Verpflichtung zur individuellen Information über die Energiepreisbremsen aktuell sehr stark ausgelastet. Eigenen Angaben zufolge erreichten das Unternehmen bis zu 5000 Anfragen am Tag. Trotz des Einsatzes zusätzlicher Ressourcen müsse mit Wartezeiten gerechnet werden. Aber es gibt ein Versprechen: „Wir werden mit jedem Kunden reden und alle Preisbremsen, -erhöhungen und -reduzierungen sauber abrechnen.“