Ruhestörung in Pankow: Es knallt am Andreas-Hofer-Platz

In Pankow knallt’s. Regelmäßig. Zwischen 23.30 Uhr und 0.30 Uhr rummst es gewaltig am Andreas-Hofer-Platz. Das berichten Anwohner, und sie sind empört über die Ruhestörung. Einer von ihnen ist der Promi-Gastronom Torsten Schliestedt, der das Restaurant Oxymoron in der Rosenthaler Straße an den Hackeschen Höfen betreibt.

Der Zustand sei unerträglich, sagt der 51 Jahre alte Gastwirt. Er sei sich sicher, dass der mysteriöse Knall vom Andreas-Hofer-Platz, der unmittelbar vor seiner Haustür liegt, kommt. Andere Anwohner sind sich sicher, dass der Knall aus einer anderen Richtung über den Platz schallt. Alle beschreiben das laute Geräusch als eigenartig. Es sei so, als würde ein Knaller laut knallen und Sekunden später seine volle Vielfalt entfalten, sagt Musikstudentin Kerstin O.. Es seien ohrenbetäubende Geräusche. Schliestedt spricht davon, dass sein fünf Jahre alter Sohn durch den Knall wach wird, ängstlich sein Bett verlässt und durch die Wohnung läuft. Der Schlaf des Kindes und auch sein eigener werde stark behindert.

Die Knallerei, so Torsten Schliestedt, gebe es bereits seit mehreren Wochen. Er und andere Anwohner gehen davon aus, dass es junge Leute sind, die durch den Kiez laufen und selbst gebastelte Feuerwerkskörper zünden, um zu sehen ob der Eigenbau erfolgreich war. Beweise haben die Anwohner dafür jedoch nicht. Sie setzen jetzt auf Bürgerschaftshilfe. Deshalb hat der Gastronom Plakate aufgehängt, auf denen Anwohner um Mithilfe gebeten werden.

Über die Gründung einer Bürgerinitiative denken Betroffene nach. Wenn es sein muss, gehen wir jetzt jede Nacht Streife, sagt ein 70 Jahre alter Ur-Pankower, dessen Name jedoch, wie er sagt, nicht in die Zeitung gehört. Er sei bereits in den vergangen Tagen gegen Mitternacht rund um den Andreas-Hofer-Platz herum gegangen, um dem Knall auf den Grund zu gehen. Er habe jedoch nichts Verdächtiges entdecken können. Die Polizei weiß von der nächtlichen Ruhestörung bisher nichts. „Wir haben über eine Knallerei keine Erkenntnisse“, sagte ein Sprecher am Freitag auf Nachfrage. Eine Strafanzeige wegen ruhestörenden Lärms sei bei der Polizei nicht erstattet worden. Das angeblich Abbrennen von Böllern in der Nähe des Andreas-Hofer-Platzes sei der Polizei neu. Knallerei mit verbotenen Böllern sei aber in Berlin nicht ungewöhnlich, hieß es. Dies sei auch nicht zu unterbinden. Um einen knallenden Rowdy zu erwischen, sei Nachbarschaftshilfe geeignet. Ein Ermittler rät Betroffenen, in jedem Fall Anzeige zu erstatten.

Aber auch das führt nicht immer zum Erfolg. Zuletzt waren Mitte Dezember vergangenen Jahres am Kurfürstendamm mehr als 30 Fensterscheiben sowie mehrere Hausfassaden durch einen Böller aus ihren Verankerungen gerissen worden. Unbekannte hatten auf dem Boulevard eine sogenannte Kugelbombe unsachgemäß gezündet. Solche Leuchtkörper dürfen nur von Profipyrotechnikern in die Luft geschossen werden und sind für Laien lebensgefährlich. Normalerweise zünden diese Böller in 300 Metern Höhe. Trotz umfangreicher kriminaltechnischer Untersuchungen, sichergestellter Spuren und Vernehmungen von Anwohnern wurde der Zündler dieses Knallers bislang noch nicht gefunden.