Ich lebe in der Skalitzer Straße, laut ist es nicht, denn ich wohne zu einem wunderbar begrünten Hinterhof raus. Vorher habe ich in der Pohlstraße unweit der Potsdamer Straße gewohnt, doch da wurden die Mieter ganz klassisch von einem Investor rausgeekelt. Die Potsdamer Straße wird jetzt super hip.
Wir Künstler haben die Ecke cool gemacht vor zehn Jahren, und jetzt ist es eben schick und unbezahlbar. Den Wrangelkiez macht für mich die Nähe zur Köpenicker Straße aus, zum Theaterforum Kreuzberg, wo meine Komödie „Happy Reincarnation“ uraufgeführt wurde, und der Umstand, dass ich direkt an der Spree spazieren gehen kann, oft Richtung Karpfenteich in Treptow. Die Nähe zum Wasser ist herrlich.
Wenn ich mal einen freien Tag habe, trinke ich meinen ersten Kaffee gern im Café Eliza in der Sorauer Straße, lese Zeitung und schreibe hier auch ab und an Dialoge und Songtexte.
Im Eliza ist es wie bei Oma in der Küche vor 100 Jahren, heimelig, ruhig und freundlich. Im Wrangelkiez ist man gezwungen, Ruheoasen zu finden, das Café Eliza ist eine!
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Mittag esse ich gern beim Vietnamesen oder beim Türken hier im Kiez, man bekommt hier noch für 4,90 Euro ein asiatisches oder türkisches Essen – frisch gekocht. Nach dem Essen gehe ich oft über die Oberbaumbrücke am Universal-Gebäude entlang, vorbei an den alten Mauerstücken und zurück. Regelmäßig schaue ich mir auch eine Aufführung im Theaterforum in der Eisenbahnstraße an.
Das Theaterforum Kreuzberg gibt es seit 30 Jahren, eine Perle, die man entdecken muss, und für mich ein neuralgischer Punkt in diesem rummeligen Kiez. Aktuell gehe ich zurzeit öfter rüber in die Wassertorstraße, da gibt es seit Oktober die „Flüchtlingskirche“, wo ich jungen Flüchtlingen Deutsch beibringe. Das wurde initiiert, damit sich Kreuzberger und Flüchtlinge auf Augenhöhe kennenlernen können.
Wenn ich einkaufen gehe, dann bewusst nicht mehr in der Markthalle auf der Eisenbahnstraße, das ist mir mittlerweile zu aufgeregt und übertrieben. Ich suche eher die ruhigen Orte, also gehe ich freitags gern auf den Lausitzer Platz zum Kiezmarkt. Ich empfehle den frisch gebratenen Fisch. So etwas wie der Wochenmarkt macht unseren Kiez so lebens- und liebenswert für mich. Für den täglichen Bedarf habe ich aber meinen kleinen türkischen Supermarkt, einen Familienbetrieb: Bizim Bakkal in der Wrangelstraße.
Abends – am liebsten am Sonntag – gehe ich gern ins Golden Finish, ebenfalls in der Wrangelstraße, eine Bar für alle, fernab aller Alters- und Geschlechtergrenzen. Die Betreiber mussten sich ganz schön durchsetzen im Kiez, da wurde auch mal eine Scheibe eingeschlagen. Hier sammle ich oft Dialoge, die dort entstehen, und das fließt alles in meine Theater- und Liedtexte mit ein. Wrangelkiez eben.