S-Bahnhof Karlshorst: Bauarbeiter stirbt nach Brückenabsturz

Der tragische Unfall am S-Bahnhof Karlshorst, bei dem am Sonnabend ein Bauarbeiter starb und zwei verletzt wurden, hat keinen Einfluss auf den S-Bahn-Verkehr. Wie angekündigt soll der Verkehr auf der S-Bahn-Linie S 3 am heutigen Montagmorgen wieder aufgenommen werden, teilte eine Bahnsprecherin am Sonntag mit.

Bei den Umbauarbeiten am Bahnhof Karlshorst war am späten Sonnabendmittag ein sieben Tonnen schweres Stahlelement in die Bahnhofsvorhalle gestürzt. Bauarbeiter waren zu dieser Zeit dabei, eine zehn Meter lange Fußgängerbrücke in die rund sieben Meter hohe Lichtkuppel der Bahnhofshalle einzubauen. Dazu hievten sie das rund sieben Tonnen schwere Stahlteil mit Kettenzügen, die an galgenähnlichen Konstruktionen befestigt waren, in die Höhe. Während der Arbeiten knickte plötzlich eine dieser Halterungen ein. Die Stahlkonstruktion stürzte auf einer Seite rund fünf Meter tief zu Boden, während sie auf der anderen Seite am Widerlager hängen blieb.

Zwei Arbeiter wurden mit in die Tiefe gerissen und erlitten schwere Verletzungen. Sie wurden nach notärztlicher Versorgung mit zwei Rettungshubschraubern ins Unfallkrankenhaus Berlin (UKB) in Marzahn beziehungsweise ins Krankenhaus Friedrichshain geflogen. Im UKB erlag ein 42-jähriger Bauarbeiter seinen schweren Becken- und Kopfverletzungen. Ein weiterer Arbeiter wurde nur leicht verletzt.

Andacht am Unglücksort

Um weitere Erschütterungen zu vermeiden, stellte die Bahn den Regional- und den Fernverkehr zeitweise komplett ein. Etwa 30 Feuerwehrleute waren im Einsatz. Rund 40 Angehörige des Lichtenberger Ortsverbandes des Technischen Hilfswerks sicherten die hängende Stahlkonstruktion gegen weiteres Wegrutschen. Ein Statiker des Eisenbahnbundesamtes inspizierte am Abend die Sicherungsmaßnahmen. Daraufhin konnte die Sperrung des Regionalverkehrs aufgehoben werden.

Nach dem Unfall ermittelt nun die Polizei. Beamte des zuständigen Kommissariats 123 des Landeskriminalamtes haben ein Todesermittlungsverfahren eingeleitet. „Sie prüfen eine mögliche Baugefährdung“, sagte ein Polizeisprecher am Sonntag. Das Landesamt für Arbeitsschutz, Gesundheitsschutz und technische Sicherheit untersucht, ob die Baufirmen und die Deutsche Bahn nachlässig beim Arbeitsschutz waren. Nach Information der RBB-Abendschau soll die Konstruktion der Hebeeinrichtung noch kurz vor Beginn der Arbeiten modifiziert worden sein.

Für den getöteten Bauarbeiter und seine Familie hielten Mitglieder der Karlshorster evangelischen Gemeinde am Sonntagmittag am Unglücksort eine Andacht ab. Der Chor der Gemeinde sang Lieder und legte Blumen nieder. Unterdessen gehen die Bauarbeiten weiter. Der S-Bahn-Verkehr, der wegen der Bauarbeiten seit vergangenem Dienstag unterbrochen war, soll wie geplant am Montag wieder beginnen. Weil der Eingangsbereich gesperrt sei, könne der Zugang an der Treskowallee aber nicht benutzt werden, sagte eine Bahnsprecherin. Die Fahrgäste müssten auf den nicht barrierefreien Zugang an der Stolzenfelsstraße ausweichen – vorausgesetzt, dass ein Gutachter den Bahnhof zuvor freigegeben hat. Dies sollte noch im Laufe des Sonntags geschehen.

Straße erst 2019 fertig

Wie berichtet, werden die mehr als 100 Jahre alten Bahnbrücken über der Treskowallee neu gebaut. Fernzüge können dort künftig Tempo 120 fahren. Die Brückendurchfahrt wird von 15 auf 31 Meter verbreitert, zudem entsteht an der Westseite ein weiterer Zugang zum S-Bahnhof, der den Fahrgästen die Überquerung der täglich von 40 000 Fahrzeugen frequentierten Treskowallee erspart. Zu diesem Teilprojekt gehört der Steg, der jetzt abgestürzt ist.

Im Frühjahr 2014 soll die Bahnbaustelle beräumt sein. Die Straße unter der Brücke wird erst 2019 fertig sein – unter anderem, weil die Planungen für den Verlauf der Straßenbahngleise geändert wurde.