Sandra Scheeres: Nicht vom Fach, aber mit Biss

Berlin - Sie kennt sich gut mit Kitas aus, sie war jugendpolitische Sprecherin der SPD-Fraktion, doch in den zentralen Themenfeldern Schule und Wissenschaft ist sie nicht bewandert. Daher löste die überraschende Berufung von Sandra Scheeres zur neuen Bildungs-, Jugend- und Wissenschaftssenatorin nicht nur Verwunderung, sondern auch Skepsis aus.

Die 41-Jährige sei sicher nicht erste Wahl, sagte Inge Hirschmann, Vorsitzende des Grundschulverbandes. „Ich kenne sie nicht, aber es gab offenbar gute Gründe, warum so viele profilierte Kandidaten abgesagt haben.“ Die bürokratische Schulbehörde, offene Finanzierungsprobleme, die teils schwierigen Berliner Schüler und Eltern sowie die Abspaltung der Forschungsabteilung gelten als Hauptgründe.

Tatsächlich gaben nach Informationen der Berliner Zeitung sowohl die langjährige rheinland-pfälzische Bildungs- und Wissenschaftsministerin Doris Ahnen als auch die ehemalige sächsische Wissenschaftsministerin Eva-Maria Stange dem Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) einen Korb. Auch die brandenburgische Ex-Ministerin Dagmar Ziegler zog es vor, ihr Bundestagsmandat zu behalten. Jetzt gilt Sandra Scheeres als Notbesetzung, der man statt zwei gleich drei Staatssekretäre an die Seite stellen wird.

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Noch keinen Namen in der Szene

„Frau Scheeres wird gegenüber der Finanzverwaltung zusätzliche Mittel für die Schulen geltend machen müssen, um behinderten Kindern den Besuch der Regelschule zu ermöglichen. Hier ist der Koalitionsvertrag auslegbar“, forderte Paul Schuknecht, Vorsitzender der GEW-Schulleitervereinigung.

Auch in der Wissenschaft ist die Erzieherin und studierte Diplom-Pädagogin unbekannt. „Sie hat sich in der Hochschulpolitik bislang keinen Namen gemacht“, sagte Peter-André Alt, Präsident der Freien Universität und Vorsitzender der Landeskonferenz der Rektoren und Präsidenten der Berliner Hochschulen. Jörg Steinbach, Präsident der Technischen Universität, traut Scheeres jedoch zu, dass sie in der Lage ist, sich in fremdes Terrain einzuarbeiten. „Wir werden sie partnerschaftlich unterstützen“, sagte er.