Sawsan Chebli legt sich mit ihrem Chef an

Die Staatssekretärin in der Senatskanzlei bewirbt sich um das SPD-Direktmandat in ihrem Heimatwahlkreis für Charlottenburg-Wilmersdorf. Damit kommt sie dem Regierenden Bürgermeister Michael Müller zuvor, der auch über dieses Ticket in den Bundestag einziehen will.

Sawsan Chebli tritt gegen ihren Chef Michael Müller an
Sawsan Chebli tritt gegen ihren Chef Michael Müller anFoto: Imago Images

Berlin-Am Ende hat sie sich doch durchgerungen. Sawsan Chebli, Staatssekretärin in der Senatskanzlei, will sich im Kreis Charlottenburg-Wilmersdorf für die SPD um ein Bundestagsmandat bewerben. Das kündigte sie am Donnerstagabend auf einer Sitzung des Kreisvorstandes ihrer Partei an. Chebli konkurriert damit direkt mit ihrem Chef in der Senatskanzlei, Michael Müller. Der Regierende Bürgermeister hatte Anfang der Woche seinerseits in dem Wahlkreis angekündigt. Die endgültige Entscheidung über die Direktkandidatur in Charlottenburg-Wilmersdorf soll im November fallen.

Chebli, deren Heimatwahlkreis Charlottenburg-Wilmersdorf ist – Müller ist in Tempelhof-Schöneberg beheimatet -, schreibt in einem Statement zu ihrer Kandidatur, dass sie froh sei, in einem Land zu leben und in einer Partei aktiv sein zu dürfen, „wo nicht Anspruchshaltung, sondern Engagement und Überzeugungen den Ausschlag geben“. Dafür stehe die SPD, und dafür wolle auch sie einstehen.

Michael Müller hatte vor einer Woche mit ansehen müssen, wie Juso-Chef Kevin Kühnert die Kandidatur in Tempelhof-Schöneberg für sich beanspruchte. Eine Kampfkandidatur scheute Müller. Offenbar rechnete sich der 55-Jährige keine Chancen aus, obwohl er – noch – Regierender Bürgermeister und Vorsitzender der Berliner SPD ist.

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Sie freue sich auf einen „offenen und fairen Wettbewerb“, schreibt die 42-jährige Berlinerin Chebli, deren palästinensische Eltern aus dem Westjordanland stammen. Sie sehe eine Überstimmung ihrer Themen mit denen der SPD, der sie seit 19 Jahren angehört: „Sei es der Kampf für gesellschaftlichen Zusammenhalt, soziale Gerechtigkeit, Gleichstellung“, schreibt sie „und gegen Ausgrenzung, Rassismus und Antisemitismus“. Dazu gehöre aber auch „der Einsatz für eine starke Rolle Deutschlands und Europas in einer unruhigen Welt“.

Sie wisse, dass ihre Bewerbung auf einen Tag von großer historischer Bedeutung für Berlin falle – am 13. August vor 59 Jahren wurde die Mauer erbaut. Das Datum erinnere daran, „was für eine herausragende, einzigartige, freiheitliche Stadt Berlin ist“, schreibt Chebli. Sie sei „unendlich dankbar“ und fühle sich „privilegiert, in dieser Stadt politisch wirken zu dürfen“.

Wie weit sie tatsächlich in naher und mittlerer Zukunft wird weiter in Berlin wird politisch wirken dürfen, werden die nächsten Wochen zeigen. Mit ihrer Kandidatur setzt sie einen klaren Kontrapunkt zu Michael Müller. Ob sie die Auseinandersetzung mit Michael Müller um die Direktkandidatur in Charlottenburg-Wilmersdorf bestehen kann, werden die nächsten Tagen und Wochen zeigen – ebenso, wie es ab sofort um das Binnenverhältnis der beiden Protagonisten in der Senatskanzlei bestellt ist.

Einige Unterstützung hat Sawsan Chebli, die bereits seit Anfang des Jahres in ihrem Kreis eine mögliche Kandidatur gestreut hat, sicher: Ihr Ortsverband Kurfürstendamm hat sich bereits Anfang der Woche einstimmig für sie ausgesprochen.