Scheeres stellt Leiter der Staatlichen Ballettschule frei
Eine Kommission untersucht derzeit schwerwiegende Vorwürfe gegen die Eliteschule. Nun müssen die beiden Leiter ihre Ämter vorübergehend ruhen lassen.
Berlin-Schulsenatorin Sandra Scheeres (SPD) hat Ralf Stabel, Leiter der Staatlichen Ballettschule Berlin, und Gregor Seyffert, den künstlerischen Leiter, vorübergehend vom Dienst freigestellt. Das bestätigte ein Sprecher am Montagabend auf Anfrage. Grund ist offenbar ein schwer gestörtes Vertrauensverhältnis zwischen Schülerschaft und Schulleitung.

Nachdem Anfang des Jahres Vorwürfe bekannt geworden waren, an der Eliteschule würde das Kindeswohl gefährdet, hatte die Senatorin eine Untersuchungskommission eingesetzt. An ihrer Spitze stand zunächst Hannelore Trageser, die die Ballettschule bis 2007 selbst geleitet hatte. Nachdem die Schülerschaft in einem Statement deshalb Zweifel an ihrer Unabhängigkeit geäußert hatte, hatte Trageser ihr Amt niedergelegt.
Der dpa gaben Stabel und Seyffert gleichlautende Statements, in denen es hieß, die Freistellung sei nicht wegen verletzter Dienstpflichten oder anderer Verfehlungen erfolgt. Die Vorwürfe seien anonym. „Es kursieren Verleumdungen, Falschbehauptungen und Anschuldigungen in der Öffentlichkeit, für die kein einziger Beleg beigebracht wurde“, so Stabel und Seyffert. Es lägen bisher keine konkreten Fälle vor, denen sie hätten nachgehen können. Die anonymen Behauptungen müssten auf ihren Wahrheitsgehalt geprüft und rechtlich bewertet werden.
Marianne Burkert-Eulitz, bildungspolitische Sprecherin der Grünen, bezeichnete die Personalentscheidung als „richtig und wichtig und überfällig“. Nach verschiedenen Gesprächen mit Betroffenen sei deutlich geworden, dass eine rückhaltlose Aufarbeitung unter der Leitung der beiden Männer nicht möglich sei. „Wir hoffen, dass nun alle Betroffenen sich zu Wort melden und alle Vorwürfe aufgeklärt werden, damit ein Neustart der Schule gelingen kann.“
Der bildungspolitische Sprecher der FDP-Fraktion Paul Fresdorf kritisierte Scheeres' Umgang mit den Vorwürfen als „eher zögerlich und unglücklich“. Die Schulleitung freizustellen sei ein Anfang. „Nun muss die Bildungssenatorin eine Atmosphäre des Vertrauens aufbauen, um die ungeheuerlichen Vorwürfe aufzuklären und die Umstände an der staatlichen Ballettschule zu untersuchen. Das Kindeswohl muss hier klar vor dem Ruf der Schule stehen.“ Fresdorf forderte eine „wirklich unabhängige Kommission“.