Schienenersatzverkehr in Berlin: Diese Strecken sind 2019 betroffen

SEV: Das sind drei Buchstaben, die Fahrgäste in Wallung bringen können. SEV bedeutet: Schienenersatzverkehr. Eine Bahnstrecke wird gesperrt, und anstelle der Züge fahren Busse. Am Mittwoch informierte die Deutsche Bahn (DB) darüber, wo in diesem Jahr mit Unterbrechungen zu rechnen ist. „Wir legen noch einmal einen drauf: Die Zahl unserer Baustellen in Berlin und Brandenburg steigt um rund 150 auf 6400. Insgesamt investieren wir 522 Millionen Euro“, sagte der Konzernbeauftragte Alexander Kaczmarek. „Wenn wir heute nicht bauen, fährt morgen kein Zug. Bauen bedeutet mehr Kapazität, mehr Zuverlässigkeit und mehr Pünktlichkeit.“ Trotzdem: Für die Fahrgäste wird es vielerorts hart.

Ostring wird gesperrt

Die Schienen liegen schon seit mehr als 30 Jahren. „Jetzt haben sie das Ende ihrer Nutzungsdauer erreicht“, sagte Ulrich Burkhardt von DB Netz. Auf dem Ring in Prenzlauer Berg werden auf rund 7,5 Kilometern S- und Fernbahngleise getauscht. Sechs Wochen lang, vom kommenden Montag bis in die Nacht zum 20. Mai, fahren zwischen Greifswalder Straße, Schönhauser Allee und Bornholmer Straße keine S-Bahnen. Vom 15. bis 29. April reicht die Sperrung bis Gesundbrunnen. Als Ersatz fahren Busse zwischen Landsberger Allee und Gesundbrunnen. „Wir empfehlen aber, die Baustelle zu umfahren“, so Burkhardt. Doch Achtung: Auch bei der Straßenbahn wird gebaut. Anwohner müssen sich tagsüber auf Lärm einstellen. So werden 14.000 Tonnen Schotter gereinigt. Nachts soll es lediglich Arbeitszugfahrten geben.

Der Osten wird abgehängt

Ein noch größeres Bauprogramm steht auf den Linien S5, S7 und S75 an. Lange Abschnitte erhalten elektronische Stellwerkstechnik, Schienen und Schwellen werden ebenfalls erneuert. Für viele Bewohner der Neubaugebiete heißt das, dass sie sich andere Wege suchen müssen. Vom 26. August bis 4. Oktober verkehren keine S-Bahnen zwischen Springpfuhl und Wartenberg. Vom 4. Oktober bis 11. November wird der SEV ausgedehnt, dann fahren zwischen Nöldnerplatz, Wuhletal, Ahrensfelde und Wartenberg Busse statt S-Bahnen. Der SPD-Abgeordnete Sven Kohlmeier fordert, dass die BVG ihren Verkehr verstärkt – etwa auf der U5. Aber das ist schwierig, weil Personal knapp ist.

Busse statt Bahnen im Nordosten

„Die Strecke Nordkreuz–Karow hält uns weiterhin in Atem. Dort haben wir auch 2019 ein großes Brett vor der Brust“, sagt Projektleiter Olaf Schroeder. Am Karower Kreuz gehen die Arbeiten weiter, acht Brücken werden neu gebaut. Folge sind tagelange Sperrungen – allein bei der S-Bahn fünfmal auf der S2 und zweimal auf der S8. Auch die Regionalzüge der DB und der Heidekrautbahn sowie Fernzüge sind betroffen. Schroeder: „Wir sind im Plan. 2020 wollen wir fertig sein.“

Großbaustelle Schöneweide

Schon seit Jahren ist der Bahnhof Schöneweide eine Großbaustelle, und dabei wird es erstmal bleiben. Jetzt steht eine weitere Etappe an. Vom 21.Mai an werden aus den Niederlanden drei Aufzüge geliefert, die für 1,3 Millionen Euro gemietet wurden. Verbunden durch eine ebenfalls temporäre Fußgängerbrücke sorgen sie künftig dafür, dass die S-Bahnsteige während der Bauzeit barrierefrei erreichbar bleiben. Wenn die ungewöhnliche Konstruktion im Juni oder Juli in Betrieb geht, können der alte Personentunnel und die dortigen Aufzüge stillgelegt werden. Ende 2021 sollen die Bauarbeiten in Schöneweide, deren Kosten inzwischen mit 95 Millionen Euro beziffert werden, enden. In der geplanten Straßenbahnunterführung neben dem Einkaufszentrum soll 2022 der Betrieb beginnen.

Hauptbahnhof wird Sackgasse

Auch die Fahrgäste des Fern- und Regionalverkehrs müssen sich umgewöhnen. Auf der Strecke vom Zoo zum Hauptbahnhof fahren vom 10. September bis zum 14. Oktober keine Züge. Die Reisenden können auf die benachbarte S-Bahn umsteigen, die weiterhin verkehrt. Anlass der Sperrung: Die Verbindungsstücke zwischen der Brücke über dem Humboldthafen und dem Stadtbahnviadukt innerhalb des Hauptbahnhofs, 26 an der Zahl, sind verschlissen. Nun werden an zwei Stellen neue Fugenstücke erprobt, so Olaf Schroeder von der DB.

Dauerprojekt Bahnhof Zoo

Das Stationsgebäude am Hardenbergplatz in der City West wird auf unbestimmte Zeit eine Baustelle bleiben. „Wann der Bahnhof Zoo fertig ist, kann ich nicht sagen“, teilte Jan Ebering von DB Station&Service mit. Dass die Bauwirtschaft mit Aufträgen gut ausgelastet ist, werde auch bei diesem Projekt deutlich. „Zum Teil trifft nach Ausschreibungen kein einziges Angebot ein, zum Teil liegen die Preisforderungen um 150 Prozent über unserem Kostenansatz“, sagte er. Für den Bahnhof Zoo ließe sich der bisherige Kostenvoranschlag von 30 Millionen Euro nicht mehr halten. Immerhin: Im Frühjahr 2020 sollen die neu gestalteten Flächen im Erdgeschoss eröffnet werden.

Steg zur U1

Der S-Bahnhof Warschauer Straße soll im Sommer 2019 fertig werden, bekräftigte Jan Ebering. Dann soll es auch einen Fußgängersteg zum U-Bahnhof Warschauer Straße geben, der den Umsteigeweg verkürzt.