Schimmelverdacht: Carl-Kraemer-Grundschule muss grundsaniert werden
Berlin - Berlins Schulbauten droht Gefahr selbst aus dem Untergrund. Mittes Schulstadtrat Carsten Spallek (CDU) machte am Freitag den steigenden Grundwasserspiegel im Berliner Urstromtal für den massiven Schimmelbefall der Carl-Kraemer-Grundschule in Gesundbrunnen mitverantwortlich.
„Nicht nur in dieser Gegend liegt der Grundwasserspiegel bei den Altbauten oft über dem Kellerniveau“, sagte Spallek. Der mit der Schimmelsporenmessung beauftragte Mitarbeiter bestätigte das. Der Grundwasserspiegel sei dort seit 1989 um einen Meter gestiegen. Und aus dem Keller der Schule käme auch der Schimmel, so die Vermutung.
„Derzeit sind in der Schule im Erdgeschoss acht Räume gesperrt, darunter die Mensa sowie die Turnhalle, eine Toilettenanlage und zwei Treppenhäuser“, sagte Spallek. Der Grund: Man habe in all diesen Räumen Anhaftungen von Schimmelsporen gefunden. Allerdings sei die Belastung in einigen Räumen noch im grünen Bereich – im Treppenhaus und in der Toilette aber seien die Grenzwerte deutlich überschritten.
Insgesamt zeigt sich am Beispiel der Carl-Kraemer-Grundschule eindrücklich, dass der Sanierungsbedarf vielerorts schneller wächst, als der Senat ihn mit seiner Schulbau-Offensive abbauen kann.
Sportunterricht soll mitten im Winter im Freien stattfinden
Denn der Keller, zuvor als Lager und Kunstatelier gebraucht, ist schon seit gut einem Jahr gesperrt. Und auch das Dach der Schule sei wohl undicht und zudem von Taubenkot verdreckt. Kein Wunder also, dass sich Schimmel irgendwann auch im Rest des Gebäudes ausbreitet.
Nun soll in einigen Räumen zunächst umfangreich sauber gemacht werden. Derweil bleibt die Küche kalt, und Sport soll mitten im Winter im Freien stattfinden. Schimmel kann bekanntlich Allergien und Asthma auslösen, deshalb ist der feuchte Keller nun mit Blechplatten und Folien komplett abgesperrt.
„Der Keller benötigt eine Bodenwanne, müsste also grundsaniert werden“, sagte Spallek. In Mitte sind auch andere öffentliche Gebäude wie das Haus der Gesundheit in der Reinickendorfer Straße vom steigenden Grundwasser betroffen, aber auch Eigenheime oder Industriebauten in Johannisthal, Jungfernheide, Tegel oder Spandau.
Der Senat will nun 5,5 Milliarden Euro aufbringen, um in den nächsten zehn Jahren die Schulen zu sanieren und zu erweitern sowie neue zu bauen. „Ich finde das prinzipiell gut“, sagte Spallek. Doch das Geld werde nicht alle Probleme lösen.
„Jetzt wurde das in Finanzierungsfahrplan umbenannt“
„Es reicht lediglich aus, um alle Probleme anzugehen“, sagte Spallek. Er räumte ein, dass der Bezirk den ekligen Schimmel-Keller in dem Gebäude-Scan, den die Bildungsverwaltung neuerdings verlangte, als akuten Sanierungsbedarf gar nicht angegeben hatte. Die Kosten dürften deshalb noch weiter steigen, sagte Spallek.
Die Bildungsverwaltung selbst wollte bis Jahresende einen sogenannten Sanierungsfahrplan für die Schulbau-Offensive ermitteln. „Jetzt wurde das in Finanzierungsfahrplan umbenannt“, berichtet Spallek. Denn die Senatsverwaltung habe bemerkt, dass man nicht jeder Schule schon jetzt genau sagen könne, bis wann saniert werde.
„Seriös kann man nur sagen, wie viel Geld zur Verfügung steht“, sagte Spallek. Tatsächlich könne auch nicht jeder Bezirk das zur Verfügung stehende Geld verbauen. Dann überlasse man die Rest-Summe auch mal einem anderen Bezirk.
Spallek machte zudem auf die wachsenden Schülerzahlen aufmerksam. Bereits im Jahr 2021 fänden nach derzeitigem Planungsstand allein in Mitte rund 1680 Schüler keinen Schulplatz. Hier müsse mehr getan werden. „Sonst wird uns der Deckel vom Topf fliegen“, warnte Spallek. Allerdings befinde sich der Schulbau gerade in der dicht besiedelten Innenstadt in Konkurrenz zum Wohnungs- und Kita-Bau sowie zu Grünflächen.
Erschwerend komme hier nun das neue Musterraumprogramm für Berliner Schulen hinzu, das bald präsentiert werde. Es sieht Campus-ähnliche dezentrale Lern- und Teamhäuser vor, die deutlich mehr Platz benötigen als ein althergebrachter Schulbau mit langen Fluren. Wird nun der Schulbau der Zukunft auf die lange Bank geschoben?