Schlichtung zwischen GDL und Deutsche Bahn: Berliner S-Bahn mit Bahnkompromiss nicht ganz zufrieden

Berlin - Wie kommt die Tarifeinigung bei der Basis an, bei den Lokführern der S-Bahn Berlin GmbH? Uwe Krug muss nicht lange nachdenken. „Wir sind zufrieden, dass die Auseinandersetzung ein Ende hat“, sagt der 45-jährige S-Bahner. Doch es gebe ein Teilergebnis, das noch für Diskussionen sorgen werde: „Wir hatten gehofft, dass die Arbeitszeit der Lokführer früher gesenkt wird – nicht erst 2018.“ Beim Fahrpersonal der S-Bahn sei die Arbeitsbelastung besonders hoch. „Wir sind am Limit“, sagt Krug. Das dürfe sich nicht erst in knapp drei Jahren ändern.

Der 45-Jährige hat einen typischen Berufsweg bei der Bahn hinter sich. Als Schienenfahrzeugschlosser fing er an, dann fuhr Krug lange Zeit Güterzüge. Vor 20 Jahren wechselte er zur S-Bahn, wo er ebenfalls als Triebfahrzeugführer arbeitet. Seit einigen Wochen ist Krug Vorsitzender der Ortsgruppe S-Bahn Berlin der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL).

Unbefristeter Streik drohte

Dass bis 2017 bei den Lokführern nun Überstunden abgebaut werden, sei „gut und nett gemeint“. Doch bei den S-Bahnern sei der Arbeitsalltag das Hauptproblem. Die Lokführer der S-Bahn seien Belastungen ausgesetzt, die es etwa im Güterverkehr in diesem Maß nicht gebe. Krug: „Bei uns ist die Produktivität höher als anderswo.“ 80 Prozent der Arbeitszeit verbringe das Fahrpersonal mit Fahren, diese Tätigkeit sei bei der Berliner S-Bahn besonders stressig.

So stehen die Signale zuweilen im 20-Meter-Abstand, erzählt der S-Bahner. „Und im Schnitt alle zwei Minuten müssen wir eine Zielbremsung hinlegen, das muss jedes Mal stimmen.“ S-Bahn-Lokführer hätten auch Kontakt zum Kunden – der nicht immer entspannt sei: Auf vielen S-Bahnstationen müssen sie auf den Bahnsteig hinaustreten, um ihren Zug abzufertigen.

Arbeitsbelastung sei ein Thema, das die GDL jetzt verstärkt auf Unternehmensebene ansprechen werde. „Wir müssen konkrete Veränderungen herbeiführen“, sagt Krug. Nun aber stünde erst einmal die Einschätzung der GDL-Bundestarifkommission an – und dann eine Urabstimmung, bei der mindestens 25 Prozent der Teilnehmer für die Annahme stimmen müssen.

Uwe Krug weiß, wie schwierig es war, die Schlichtung zu einem Ergebnis zu führen. „Die Schlichter haben eine gute Arbeit geleistet. Ich habe gehört, dass die Gespräche am 14. Juni als gescheitert galten, weil sich die DB nicht bewegte. In diesem Fall wäre es zu einem unbefristeten Streik gekommen“, sagt er.

Hat der Konflikt die Stimmung im Unternehmen vergiftet? Die Lokführer, die der EVG angehören, „fahren unter denselben Bedingungen wie wir“, so der S-Bahner. „Wir waren uns darin einig, dass es Verbesserungen geben muss. Uneins waren wir uns, wie wir vorgehen sollten. Doch nun ist der Abschluss da – und wir stimmen ab.“