Schlösser und Kunstwerke: Der Verzicht der Hohenzollern war überfällig
Das ehemalige Königshaus verzichtet auf weitere Prozesse gegen die Republik. Das ist auch Einsicht in die Notwendigkeit. Ein Kommentar.

Endlich. Die Erben des ehemaligen Herrscherhauses Hohenzollern geben ihre harte Haltung gegenüber dem deutschen Staat auf. Sie verzichten auf einen Großteil ihrer Forderungen: Eigentlich wollten sie Schlösser und Tausende Kunstwerke zurückhaben und forderten Entschädigungen in Millionenhöhe.
Die Familie war nach dem Zweiten Weltkrieg enteignet worden, und der Großteil des Besitzes wurde verstaatlicht: Schlösser, Kunst, Möbel, Parks und Ländereien. Seit 2014 fordert Georg Friedrich Prinz von Preußen Teile davon zurück. Zuerst in Geheimverhandlungen mit dem Staat, dann in Gerichtsprozessen gegen ihn – die Familie des gestürzten Kaisers gegen die Republik.
Nun also der Verzicht auf weiteren Streit. Endlich. Obwohl Verzicht so klingt, als hätte die Familie einen eindeutigen Anspruch darauf. Mit dieser Meinung standen die Hohenzollern recht allein da. Historiker und Juristen verweisen darauf, dass die Enteignung durch die sowjetischen Alliierten erfolgte – nicht durch den deutschen Staat. Sie erfolgte, weil der damalige Chef des Hauses ein Anhänger der Nazis war. Und in der Bundesrepublik sind Entschädigungen an jene Familien untersagt, deren Vorfahren dem NS-System „erheblichen Vorschub geleistet“ haben – das wird von den allermeisten bei Wilhelm Kronprinz von Preußen so gesehen.
Deshalb war der Verzicht überfällig. Auch weil der Streit für viel Verärgerung und Wut gesorgt hat und weil er nicht gerade hilfreich war für den Ruf dieses speziellen Adelshauses und des Adels allgemein.
Der Verzicht war aber auch erwartbar, denn er ist eher Einsicht in die Notwendigkeit. Auch weil der juristische Weg sehr langwierig ist und nur sehr schwer zu gewinnen war. Der Rückzug von den Maximalforderungen soll in den unterbrochenen Verhandlungen nun wohl den Weg zu Minimalzielen öffnen.