Schulanmeldungen: Im Zweifel für die Sekundarschule
Berlin - Die Eltern waren ruhiger, sie haben sich Zeit gelassen mit der Anmeldung und überraschend viele haben sich dann entschieden, ihr Kind auf eine Sekundarschule zu schicken. Laut Bildungsverwaltung meldeten bei den diesjährigen Oberschulanmeldungen erneut weniger Eltern ihre Kinder an Gymnasien an. Dies Jahr waren es nur 42 Prozent, vor zwei Jahren waren es noch 45 Prozent. Die neuen Sekundarschulen sind hingegen attraktiver geworden. Hier meldeten 58 Prozent der Eltern ihre Kinder an, 2010 waren es nur 55 Prozent.
„Verstärkt kommen Eltern mit Kindern, die damals mit fünf Jahren eingeschult worden sind“, berichtet etwa Stephan Zapfe, Leiter der besonders begehrten Carl-Zeiss-Sekundarschule in Lichtenrade. „Diese Eltern wünschen ihren Kindern nun mehr Zeit zum Lernen und wählen deshalb eine Sekundarschule und kein Gymnasium.“ Denn an Sekundarschulen kann man, zumal wenn sie eine eigene gymnasiale Oberstufe haben, das Abitur nach 13 statt 12 Jahren ablegen. An Gymnasien gibt es nur noch das Turbo-Abitur nach 12 Jahren.
Ganz besonders begehrte Sekundarschulen nehmen gut 60 Prozent der Schüler nur mit einem Notenschnitt von 2,6 und besser auf. An der Friedensburg-Sekundarschule in Charlottenburg liegt er bei 2,8, die anderen Plätze sind dann Härtefällen vorbehalten und 30 Prozent der Plätze werden verlost. „An meiner Schule spiegelt sich die übliche Bevölkerungsstruktur wider“, sagt Schulleiter Paul Schuknecht.
Viele warten erst ab
86 von insgesamt 122 Sekundarschulen haben noch freie Plätze, insgesamt 1.133. Nur Tempelhof-Schöneberg, und begrenzt Treptow-Köpenick haben zu wenig Plätze. Die weniger nachgefragten Sekundarschulen müssen nun Schüler aufnehmen, die woanders nicht zum Zuge kamen. Günter Peiritsch vom Landeselternausschuss teilt die Sekundarschulen bereits in „Pseudogymnasien“ und „Restschulen“ auf.
An den Gymnasien selbst zeigte sich beim Anmeldeverfahren, dass viele Eltern erst abwarteten. Manche Schulleiter nannten Eltern bereits während der Anmeldung den erforderlichen Notenschnitt, andere nicht. Deutlich mehr Gymnasien, nämlich 67 von 94, haben in diesem Jahr noch freie Plätze, insgesamt sind 1.492 Plätze unbesetzt. An Gymnasialplätzen mangelt es nur in Friedrichshain-Kreuzberg.
„Viele Eltern kamen erst in den letzten Tagen“, bestätigt auch Bernd Kokavecz vom Humboldt-Gymnasiums in Tegel. Womöglich muss sein sonst gefragtes Gymnasium gar nicht losen. Ein Grund für die relative Ruhe ist, dass der Schülerjahrgang in diesem Jahr um 16 Prozent kleiner ausfiel als im vergangenen Jahr. Andere Gymnasien, die zuletzt wegen der Unsicherheit rund um das neue Aufnahmeverfahren einen Nachfrage-Einbruch hatten, sind nun wieder gefragt. Zum Beispiel das Kollwitz-Gymnasium in Pankow.
An Gymnasien, die mehr Bewerber als Plätze haben, ist oft ein Schnitt von 2,0 oder sogar besser nötig, um einen Platz sicher zu haben. Ansonsten bleibt das Los. „Mir persönlich tut es leid, wenn ein Schüler bei mir mit 1,9 keinen sicheren Platz mehr erhält“, sagt Ottmar Jüdes vom begehrten Ebert-Gymnasium in Wilmersdorf. 14 Prozent der an Sekundarschulen angemeldeten Schüler haben eine Gymnasialempfehlung, an Gymnasien selbst sind es 86 Prozent.