Schutz für die heißen Tage: Berlins erste Hitzehilfe-Unterkunft für Obdachlose

In Schöneberg können sich Obdachlose ab heute Schutz vor der prallen Sonne suchen. Nach Kältehilfe öffnet hier ein erstes Modellprojekt für Hitzehilfe

Erst mal abkühlen: Ein typisches Schlafzimmer in Berlins erster Notunterkunft für Hitzehilfe.
Erst mal abkühlen: Ein typisches Schlafzimmer in Berlins erster Notunterkunft für Hitzehilfe.Elizabeth Rushton

Artan Zeka steht im Erdgeschoss eines Familienzentrums in der Kurmärkischen Straße in Schöneberg. Zusammen mit seinem Team vom Internationalen Bund (IB) Berlin und Brandenburg bereitet er die Schlafzimmer vor. Auch der Garten soll „ein bisschen gesäubert“ werden, sagt Zeka. „Aber tatsächlich ist das eine schöne Ecke hier. Die Baumschatten können wir auf jeden Fall gut nutzen.“

Schatten ist das richtige Thema. Es ist 12.00 Uhr in Berlin am 18. Juli, draußen sind es 28 Grad – die große Hitze wird erst für Mitte der Woche erwartet. Diese Einrichtung soll bis Ende September als Notunterkunft für Obdachlose dienen, die Schutz vor den Sommertemperaturen suchen.

Am Montag um 10.00 Uhr wurden die Türen von Berlins erster Notunterkunft geöffnet, die diese Hitzehilfe anbietet. Um 12.00 Uhr ist noch niemand außer dem Personal da, aber Artan Zeka rechnet damit, dass sich das in den kommenden Tagen schnell ändern wird. Bis zum 30. September wird hier jeden Tag zwischen 10.00 und 20.00 Uhr ein Zufluchtsort für die Obdachlosen Berlins angeboten. Die Besucher können sich hier abkühlen, duschen und erholen.

Der Zeitpunkt der Eröffnung könnte nicht besser sein: Am Mittwoch wird in Berlin mit bis zu 39 Grad gerechnet. Wer an so einem Tag ständig auf dem Betonpflaster sitzt oder steht, ohne die Möglichkeit, Schatten zu finden, für den kann das schnell gesundheitliche Folgen haben: Hitzschlag, Dehydrierung, Verbrennungen. Für Obdachlose ohne festen Wohnort können die Folgen schwerwiegend sein.

Die letzte Unterkunft dieser Art wird das sicher nicht sein

Bis zum April hat der IB das Gelände auf der Kurmärkischen Straße auch für sein Kältehilfeangebot genutzt. Zeka rechnet damit, viele bekannte Gesichter zu sehen, die schon früher hier Schutz gesucht haben. Seit mehreren Jahren engagiert sich der IB für die Kältehilfe. „Das ist für uns das erste Mal, dass wir Hitzehilfe leisten, aber das wird sicher auch nicht das letzte Mal sein“, so Artan Zeka. Ob andere Stellen dem folgen, werde entschieden, wenn dieses Modellprojekt angenommen wird.

Die Unterkunft befindet sich im Erdgeschoss des Familienzentrums in der Kurmärkischen Straße 1–3.
Die Unterkunft befindet sich im Erdgeschoss des Familienzentrums in der Kurmärkischen Straße 1–3.Elizabeth Rushton

Im Innenraum der Unterkunft gibt es Platz für 30 Personen in sieben Schlafzimmern. In jedes Zimmer passen jeweils drei bis sechs Menschen, ein Einzelzimmer gibt es auch. Eins der Zimmer ist auch ausschließlich für Frauen; der Straßenstrich auf der Kurfürstenstraße ist nicht weit entfernt. Wer hier tagsüber bleibt, hat ein Badezimmer mit Dusche sowie eine Küche mit Wasser, Tee und Kaffee zur Verfügung. Warmes Essen wird es auch zweimal am Tag geben. Alkohol und Drogen sind im Innenraum der Unterkunft nicht gestattet, Rauchen ist nur draußen erlaubt.

Spenden von Sommerkleidung und Sonnencreme gesucht

Artan Zeka will betonen, dass dieses nicht das einzige Berliner Projekt zur Unterstützung von Obdachlosen während der heißen Sommermonate ist; die Berliner Stadtmission und die Sozialgenossenschaft Karuna organisieren ebenfalls eine Betreuung. Das Projekt in der Kurmärkischen Straße wird auch von anderen Berliner und Schöneberger Initiativen unterstützt, unter anderem von der Berliner Tafel und dem Frauentreff Olga, einer Beratungsstelle in der Kurfürstenstraße für Drogen konsumierende Frauen, Trans-Frauen und Sexarbeiterinnen. Auch der 1. FC Union Berlin hat an das Projekt gespendet.

Es gibt einen großen Bedarf an wichtigen Schutzprodukten, ehrenamtliche Helfer sind auch gesucht. „Wir brauchen immer noch Spenden von leichter Sommerkleidung, Sonnencreme, Thermosflaschen und so weiter“, so Zeka. „Einfach alles, was einem hilft, in diesen Tagen kühl zu bleiben.“

Die Hitzehilfe-Notunterkunft des IB Berlin ist vom 18.07 bis 30.09.2022 täglich von 10.00 bis 20.00 Uhr geöffnet. Letzter Einlass ist um 19.00 Uhr. Adresse: Kurmärkische Straße 1–3, 10119 Berlin; Anfahrt mit öffentlichen Verkehrsmitteln: U1 und U3, U-Bahnhof Kurfürstenstraße, dann vier Minuten Fußweg.

Im gleichen Zeitraum ist auch das Hitzehilfe-Telefon erreichbar: 0152 24132628.