Schwindel-Rechtsanwälte: Staatsanwälte jagen falsche Advokaten

„Dr. Stahlberg & Hartmann“ wollten mit einer Fake-Internetseite offenbar leichtgläubige Klienten ausnehmen.

Eine gefakte Anwaltskanzlei in Berlin ist aufgeflogen (Symbolbild).
Eine gefakte Anwaltskanzlei in Berlin ist aufgeflogen (Symbolbild).imago images / Panthermedia

Berlin-Ein bizarrer Betrugsfall, so dreist wie rätselhaft, beschäftigt die Berliner Staatsanwaltschaft: Die Rechtsanwaltskammer hat Anzeige gegen eine Kanzlei „Dr. Stahlberg & Hartmann“ gestellt, die es nicht gibt, und warnt auf ihrer Internetseite vor den falschen Advokaten.

Es ist nicht schön, wenn gekaufte Trolle oder missgünstige Stänkerer Geschäfte, Arztpraxen oder Leistungen, mit denen jemand in die Welt tritt, auf Online-Portalen mit bösartigen Bewertungen schlechtmachen. Da sucht man clevere Helfer aus der Advokatenriege, damit sie einem die Bosheiten vom Hals schaffen. Und dann findet man im Netz eine Rechtsanwaltskanzlei von Dr. Erich Stahlberg und Hartmann, die schon sehr durchsetzungsfähig heißen.

Die haben eine edle Internetseite („Kanzlei für Reputationsmanagement“), ein Büro am Kudamm, Halensee-Ende, und nach ihrer Selbstdarstellung Mandanten gegen Google, Microsoft und die halbe deutsche Presselandschaft vertreten.

Doch dann muss man feststellen: Alles Schwindel.

Ans Telefon der „Kanzlei“ mit „25 Years Of Experience“ geht niemand (die 2000... am Anfang der Nummer gehört zum Bundespräsidialamt).

Der angebliche Sitz der angeblichen Kanzlei, Kurfürstendamm 139, ist ein Ärztehaus, in dem man Anwälte nur als Patienten kennt.

Die Herren, die einen auf der Internet-Seite angucken, sind weder „Stahlberg“ noch „Hartmann“, sondern Frederik H. und Sven B. (Namen geändert). Echte Anwälte einer  Sozietät in Skandinavien, deren Fotos die falschen Advokaten aus dem Netz geklaut haben.

Der Server, auf dem die Seite der „Anwälte“ liegt, befindet sich laut Google in einem See im US-Bundesstaat Kansas.

Die Staatsanwaltschaft Berlin ist jetzt dabei, herauszufinden, wer hinter „Stahlberg“ und „Hartmann“ wirklich steckt. Anlass der Ermittlungen ist eine Anzeige der Rechtsanwaltskammer Berlin wegen Titelmissbrauchs - § 132a Strafgesetzbuch droht Geldstrafe oder bis zu einem Jahr Haft an.

Die Kammer hatte herausgefunden, dass es die vorgeblichen Rechtsgelehrten nicht gibt, weder ein Dr. Erich Stahlberg noch der Herr Hartmann, der auf der Fake-Seite keinen Vornamen hat, sind als Anwälte zugelassen. Deshalb wird auf der Internetseite der Rechtsanwaltskammer auch vor der vorgeblichen Kanzlei gewarnt.

Rechtsanwaltskammer und echte Anwälte, die sich der Bekämpfung bösartiger Internet-Bewertungen widmen, können nur mutmaßen, was hinter der vorgetäuschten Kanzlei steckt: So könnten die falschen Advokaten Zahlungsforderungen verschickt und gehofft haben, dass sich jemand bei einem oberflächlichen Kontrollblick ins Netz von der Fake-Seite blenden lässt und zahlt. Oder sie haben gegen Vorkasse „gearbeitet“, aber nichts dafür getan.