Sechsjähriger aus Potsdam-Schlaatz: Mohameds Entführer gesteht auch Tötung von Elias
Silvio S. aus Brandenburg hat offenbar auch den seit Juli in Potsdam-Schlaatz vermissten Elias getötet. Ein Polizeisprecher bestätigte der Berliner Zeitung, dass er die Tat in der Vernehmung in der Nacht eingeräumt habe.
Den Ermittlern im Landeskriminalamt an der Schöneberger Keithstraße erzählte er, dass er die Leiche des kleinen Jungen in einer Kleingartenanlage in Luckenwalde südlich von Berlin vergraben habe. Dort sperrte die Polizei nach Angaben von Beobachtern am Freitagmorgen ein Gebiet weiträumig ab und begann mit Grabungen. Die Gartenanlage liegt 23 Kilometer vom Haus des Tatverdächtigen bei Niedergörsdorf entfernt.
Weitere Fälle werden geprüft
"Wir prüfen, ob der Mann auch für das Verschwinden weiterer Kinder verantwortlich ist", sagte der Polizeisprecher. So verschwand im Mai die fünfjährige Inga in einem Wald bei Uchtspinge in der Nähe von Stendal. Bisher gebe es aber laut Ermittlern keine Hinweise auf einen Zusammenhang der beiden Fälle.
Mohamed wurde Opfer eines Sexualmörders
Der 32-Jährige war am Donnerstagvormittag in Niedergörsdorf in der Nähe von Jüterbog festgenommen worden. Er lebte dort zusammen mit seiner Mutter in einem Haus. Die Bewohner dort zeigten sich erschüttert. Der Mitarbeiter eines Pflegeheims meinte, die Menschen im Ort hörten den ganzen Tag Radio und seien völlig geschockt. „Sonst ist das alles immer so weit weg, und jetzt trifft es uns hier in unserem kleinen Dorf.“ Ein 32-jähriger Vater, der zusammen mit seinem 3-jährigen Sohn unterwegs war, sagte: „Ich habe jetzt auch Angst um mein Kind.“
Silvio S. gestand zunächst, am 2. Oktober den vierjährigen Mohamed aus Bosnien-Herzegowina getötet zu haben, den er einen Tag zuvor vom Gelände der Zentralen Erstaufnahmestelle für Asylbewerber (Lageso) in Moabit entführt haben soll. Nach Angaben der Ermittler soll es sich um einen Sexualmord handeln. Für 14 Uhr hat die Polizei eine Pressekonferenz in Berlin angekündigt.
„Es schmerzt unendlich“
Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) reagierte bestürzt auf den Tod des kleinen Elias aus Potsdam und des Jungen Mohamed. Jede Hoffnung sei nun zerstört, betonte er in einer Mitteilung am Freitag. Das Mitgefühl müsse jetzt den Eltern gelten. Der sechsjährige Elias war im Juli in Potsdam-Schlaatz verschwunden.
„Es ist eine doppelte Horrornachricht und es schmerzt unendlich“, betonte auch der Berliner Innensenator Frank Henkel (CDU). „Ich bin selbst Familienvater und beim Gedanken, was sich hier abgespielt hat, dreht es mir brutal den Magen um“, erklärte er. Sein Brandenburger Amtskollege, Innenminister Karl-Heinz Schröter (SPD), sagte, er ahne, in welcher Situation sich die Eltern der Kinder befinden. „Ich bin Großvater eines kleinen Mädchens und ahne das Leid“, sagte er.
Unterdessen begann in Berlin eine Diskussion darüber, ob die monatelangen chaotischen Zustände vor der Anlaufstelle für Flüchtlinge im Stadtteil Moabit ihren Teil zum Tod von Mohamed beitrugen. Der Türkische Bund in Berlin-Brandenburg (TBB) sah die Landesregierung in der Verantwortung. „Der Berliner Senat trägt mit seiner unendlich verlangsamten Reaktion auf die seit Monaten bemängelten chaotischen Verhältnisse vor dem Lageso eine Mitschuld daran, dass dieses grausame Verbrechen begangen werden konnte“, teilte Ayse Demir, Vorstandssprecherin des TBB, mit.
Zuvor hatte die Grünen-Landesvorsitzende Bettina Jarasch dem „Tagesspiegel“ gesagt, die chaotischen Zustände am Lageso hätten dem Täter eine Entführung leicht gemacht. „Der Senat trägt insgesamt die Verantwortung dafür, dass sich so etwas nicht wiederholen kann.“