Seelow: Sprengstoffexperten entdecken Sowjetsoldaten-Massengrab an B1
Sprengstoffexperten sind im Oderbruch an der Bundesstraße B1 nahe Seelow (Märkisch-Oderland) auf ein Massengrab mit Überresten sowjetischer Soldaten gestoßen. Seit Montagfrüh wurden die Knochenteile unter Aufsicht von Mitarbeitern der russischen Botschaft geborgen.
„Bislang haben wir Überreste von 21 sowjetischen Soldaten entdeckt“, sagte Joachim Kozlowski vom Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge. Das ganze Ausmaß des Fundes könne bislang noch nicht abgeschätzt werden. Er vermutet weitere Leichenteile in der Erde. Volksbund-Landeschef Oliver Breithaupt erklärte, es handle sich um den größten Fund der vergangenen Jahre.
Knochen sollen in Kriegsgräberstätte gebracht werden
Munitionsexperten waren im Zuge von Bauarbeiten an einem Radweg in der vergangenen Woche auf die Leichenteile gestoßen und hatten dies dem Volksbund gemeldet. Nachdem die Überreste geborgen wurden, sollen sie nach Lebus in eine Kriegsgräberstätte gebracht werden, erklärte Breithaupt. Dort sollen sie untersucht und möglicherweise identifiziert werden. Wenn dies nicht möglich sei, sollen die Gebeine Anfang kommenden Jahres in Lebus würdig beigesetzt werden, betonte er.
Kozlowski vermutet, dass die Rotarmisten im April 1945 im Oderbruch gefallen sind, als die entscheidende Schlacht um Berlin tobte. In Fundortnähe bei Alt Tuchelband verlief zu dieser Zeit die Frontlinie.
Schlachtfeld als letzte Ruhestätte
Insgesamt kamen im Oderbruch und bei den Kämpfen auf den Seelower Höhen 33.000 sowjetische und polnische Soldaten sowie 12.000 deutsche Wehrmachtsangehörige ums Leben. Nicht jeder von ihnen konnte in den letzten Kriegstagen vor Ort in Schützengräben bestattet werden. Nur die wenigsten erhielten ein Grab oder wurden auf Soldatenfriedhöfen beigesetzt. Für die meisten war das Schlachtfeld die letzte Ruhestätte.
Seit Jahrzehnten werden bei Bau- und Feldarbeiten im Oderbruch menschliche Überreste gefallener Soldaten entdeckt. Sie werden stets geborgen und würdig bestattet. Etwa 4000 Rotarmisten wurden in Lebus bestattet, 2000 Wehrmachtsangehörige in Lietzen. (dpa)