Senat Kinderbetreuung Bedarfsatlas: Viel zu wenige Kitas in Berlin

Berlin - In Berlin fehlen in vielen Stadtteilen noch deutlich mehr Kitaplätze, als bisher von der Senatsbildungsverwaltung angenommen. „Wir haben unsere Bedarfsplanung aufgrund der neuen Prognosen überarbeitet“, räumte Sigrid Klebba, Staatssekretärin der Bildungsverwaltung, am Donnerstag ein.

Der im Sommer 2012 erstmals vorgestellte Bedarfsatlas für Kitaplätze wurde deshalb in wesentlichen Teilen verändert. Neu ist, dass nun 63 von 136 Berliner Stadtteilen in der Kategorie 1 sind. Das heißt: Diese Gebiete haben schon jetzt zu wenig Kita-Plätze, zugleich wird die Bevölkerung und damit auch die Kinderzahl in diesen Gegenden weiter ansteigen.

Das betrifft neben besonders vielen Stadtteilen in Pankow und Treptow-Köpenick zunehmend auch innerstädtische Kieze, zum Beispiel weite Teile von Mitte, Prenzlauer Berg oder die südliche Friedrichstadt in Kreuzberg. Bisher hatte die Bildungsverwaltung lediglich 40 Stadtteile mit akutem Platzmangel ausgemacht, darunter Tempelhof und das Märkische Viertel.

Verschärft wird die Situation dadurch, dass ab August ein Rechtsanspruch auf Betreuung aller Kinder ab einem Jahr besteht. Laut einer Studie der Böckler-Stiftung könnte der Betreuungsanspruch für Unter-Dreijährige auch bundesweit noch deutlich ansteigen – von den derzeit prognostizierten 39 auf 60 Prozent. In Berlin ist die Auslastung mit 63 Prozent schon jetzt ungleich höher.

Neu geschaffen hat die Bildungsverwaltung im Bedarfsatlas eigens die Kategorie 3+. Das sind die Stadtteile, die derzeit noch einige wenige Kita-plätze frei haben, in denen aber wegen der wachsenden Bevölkerung bald schon viele Plätze fehlen werden. Zu diesen 23 Boomregionen gehören Alt-Mitte, Nord-Neukölln und Schöneberg-Nord.

11.000 zusätzliche Plätze nötig

Berlin ist bemüht, mit einem Landesinvestitionsprogramm und dem Bundesprogramm für Unter-Dreijährige bis 2016 noch 11.000 zusätzliche Kitaplätze zu schaffen, zumeist durch Erweiterungsbauten, da Neubauten viel teurer seien. Doch es wird eng: Laut Klebba haben Kita-Betreiber für dieses Jahr bereits Bauvorhaben von 36 Millionen Euro angemeldet, dem Land stehen aber nur gut 13 Millionen Euro zur Verfügung.

Für die nächsten Jahre will Klebba innerhalb der Kategorie 1 die Stadtteile ermitteln, wo selbst teure Neubauten notwendig sein werden. Zudem müssen Eltern mit längeren Wegen zur Kita rechnen. „Der Weg darf 30 Minuten mit öffentlichen Verkehrsmitteln betragen“, sagte Klebba.

Erschwerend kommt hinzu, dass in diesem und im nächsten Jahr 500 bis 700 ausgebildete Erzieher fehlen, wie Klebba bestätigte. Schon jetzt stellen Quereinsteiger und Erzieher in berufsbegleitender Ausbildung 20 Prozent des Kita-Personals.

Die kompletten Bedarfsatlas zur Kindertagesbetreuung in Berlin finden Sie hier.