Der Senat will verstärkt auch nachts eine kostenlose Kinderbetreuung anbieten. Allerdings nicht für Eltern, die mal eben ins Kino gehen wollen. Voraussetzung ist, dass die Eltern aufgrund atypischer Arbeits- oder Ausbildungszeiten in der Nacht auf eine Kinderbetreuung angewiesen sind.
Damit sollen insbesondere Alleinerziehende, aber auch Elternpaare entlastet werden, die etwa im Schichtdienst arbeiten. Die Betreuung würde im Regelfall zu Hause stattfinden, damit das Kind in seiner gewohnten Umgebung ist. So sieht es eine Vorlage zur besseren Unterstützung von Alleinerziehenden vor, die jüngst vom Senat beschlossen wurde. Eine online erreichbare Servicestelle soll nun per Ausschreibung bis Sommer besetzt werden. Deren Aufgabe ist es, einen Pool von verlässlichen Betreuungspersonen aufzubauen. Diese Kinderbetreuer müssen wenigstens einen Basisqualifizierungskurs für Tagesmütter oder -väter gemacht haben, der für gewöhnlich 24 Unterrichtseinheiten enthält. Auch müssen sie das erweiterte polizeiliche Führungszeugnis vorlegen. Natürlich könnten auch ausgebildete Erzieher zum Einsatz kommen, doch dürften diese sich angesichts der Marktlage eher für eine andere, besser bezahlte Tätigkeit entscheiden.
Mittel wurden aufgestockt
Für das Modellprojekt stehen in den kommenden beiden Jahren jeweils 681 000 Euro dafür bereit, die Mittel wurden noch einmal aufgestockt. Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) will aber auch Wirtschaftsverbände und Unternehmen dazu bringen, sich an dem Angebot zu beteiligen. Schon jetzt gibt es die Möglichkeit im Rahmen der ergänzenden Kindertagespflege abends oder nachts einen Betreuer für Kinder bis zur 6. Klasse zu erhalten. Das wissen aber nicht viele, wie selbst der Senat einräumt. Lediglich 500 Eltern, die halbjährlich ihre Arbeitstätigkeit nachweisen müssen, machen davon Gebrauch.
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„Oft sind es Nachbarn, Tanten oder Bekannte der Familie, die die Betreuung nicht selten zusätzlich zu ihrer regulären Arbeit übernehmen“, sagt Nicole Bittner von der „Familien für Kinder“ gGmbH, die Betreuer ausbildet. Sie verdienen sich so ein kleines Zubrot. Sie glaubt, dass durch das Projekt die Zahl der qualifizierten Betreuer ansteigen wird. „Derzeit ist die Nachfrage größer als das Angebot.“ Das mag auch am Geld liegen: Ein Betreuer erhält nach 21 Uhr etwa 4,25 Euro pro Stunde und Kind.
Einige Pilotversuche mit 24 Stunden-Kitas waren zuvor nicht angenommen worden. Eltern wollte ihr Kind nicht über Nacht in der Einrichtung lassen oder mitten in der Nacht dort abholen.