Die Zahl der Sexualdelikte im öffentlichen Nahverkehr ist gestiegen. Die Polizei registrierte im vergangenen Jahr in Bussen, Straßenbahnen, S- und U-Bahnen 150 dieser Straftaten – 35 Fälle mehr als im Jahr zuvor.
Das geht aus der noch unveröffentlichten Langfassung der Kriminalstatistik für das vergangene Jahr hervor, die der Berliner Zeitung vorliegt. Die Polizei registrierte in Regional- und S-Bahnen 66 Taten – zwölf mehr als im Vorjahr. In U-Bahnen gab es 57 Übergriffe, in Bussen 19 und in Straßenbahnen zwei.
Wer die Täter sind, darüber gibt die Kriminalstatistik keine Auskunft. Die meisten Verfahren laufen noch, oft liegen nur vage Zeugenaussagen vor. Eine mögliche Erklärung für den Anstieg sehen die Polizisten in einem veränderten Anzeigeverhalten nach den vielen sexuellen Übergriffen durch Einwanderer in der Silvesternacht in Köln.
70 Prozent fallen unter Exhibitionismus
Die Statistiker versuchen zu beruhigen: Bei etwa 70 Prozent der Straftaten handele es sich um exhibitionistische Handlungen und Fälle der Erregung öffentlichen Ärgernisses „mit niedrigem Gewaltpotenzial“. Die starke Erhöhung der Zahl von Sexualdelikten relativiere sich auch durch die „insgesamt geringste Fallzahlenbelastung aller im ÖPNV betrachteten Delikte“.
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Das heißt: Bei anderen Delikten sieht es viel schlimmer aus. Zum Beispiel Beleidigungen. 188 Fälle mehr zählte die Polizei in öffentlichen Verkehrsmitteln – das sind insgesamt 1.618 Fälle. Die Ordnungshüter registrierten auch 23.748 Taschendiebstähle (ein Plus von fast 15 Prozent). Die allermeisten dieser Taten ereigneten sich in U- und S-Bahnen. Angestiegen ist auch die Zahl der Sachbeschädigungen. Die meisten ereigneten sich in U-Bahnen (1.673 Fälle), wo es auch den größten Anstieg um 122 Fälle gab. Bei der S-Bahn zählten Landes- und Bundespolizei einen leichten Rückgang von Vandalismus auf insgesamt 2.145 Fälle.
Weniger Körperverletzungen
Gewaltdelikte wie Körperverletzungen gingen dagegen in den öffentlichen Verkehrsmitteln leicht zurück, um minus 3,7 Prozent auf 3.794 Fälle. Zudem wurden „nur“ noch 500 Raube gezählt – 63 Taten weniger als im Vorjahr.
Mehr Sexualdelikte und mehr Sachbeschädigungen – und das unter den Objektiven der Videokameras, die im Gegensatz zur S-Bahn überall in U-Bahnen, Bussen und Straßenbahnen der BVG installiert sind. Daraus leiten Gegner der Videoüberwachung, wie etwa der FDP-Abgeordnete Marcel Luthe, ab: „Diese Entwicklungen zeigen, dass Videoüberwachung überhaupt nichts bringt.“