Siedlungsstern Berlin-Brandenburg: So entwickelt sich Berlin ins Umland

Berlin ist ein Stern, dessen Spitzen weit nach Brandenburg hineinreichen. So kann der Siedlungsraum rund um die deutsche Hauptstadt beschrieben werden. Neue Wohnviertel und Gewerbegebiete wachsen nicht einfach irgendwo im Umland, sondern werden seit Jahren vor allem entlang der Spitzen dieses sogenannten „Siedlungssterns“ gefördert. Die Spitzen entstehen links und rechts der Ausfallachsen aus der Stadt, also entlang der S-Bahn-Strecken und neben den Straßen etwa nach Frankfurt (Oder) oder nach Potsdam und Brandenburg oder entlang der Autobahnen zur Ostsee.

Diese Regionen stehen im Blickfeld der gemeinsamen Landesplanung, mit der die Regierungen beider Länder das wirtschaftliche Wachstum der Gesamtregion steuern und das enorme Bevölkerungswachstum in Berlin und die riesigen Pendlerströme zwischen beiden Ländern bewältigen wollen.

Gezielte Suche nach Bauflächen

In der am Dienstag vorgestellten neuen gemeinsamen Landesplanung bekommt dieser Stern nun gleich zwei neue Spitzen: einen im Norden nach Wandlitz und einen im Osten nach Werneuchen. Dort soll es neue Siedlungsachsen geben, die Achse nach Oberkrämer bei Oranienburg soll verlängert werden.

In all diesen gut angebundenen Kommunen des Umlandes kann gezielt mehr Bauland ausgewiesen und auch gezielt nach freien Bauflächen für bezahlbare Wohnungen gesucht werden. Im Plan heißt es: Beide Länder bekennen sich dazu, dass es einen gemeinsamen Wohnungsmarkt gibt und dass beide Länder mehr sozialen und bezahlbaren Wohnraum schaffen wollen. „Die Suche nach geeignetem und bezahlbarem Wohnraum orientiert sich nicht an Landesgrenzen.“

Auch die ländlichen Regionen entwickeln sich

Dass es immer weiter ins Brandenburgische geht, ist dabei gewollt. Denn die Städte im direkten Speckgürtel – wie Strausberg, Königs Wusterhausen, Blankenfelde-Mahlow oder Nauen – profitieren seit Jahren vom Berlin-Boom. Nun soll die Entwicklung so gelenkt werden, dass auch „Ankerstädte in der zweiten Reihe“ profitieren.

Brandenburgs Infrastrukturministerin Kathrin Schneider (SPD) sagte: „Nicht nur die Städte sind die Anker im Umland, sondern auch die Dörfer und Gemeinden. Wir sind in der glücklichen Situation, dass sich auch die ländlichen Regionen entwickeln.“ Mit dem neuen Plan sollen alle Kommunen im Land Brandenburg profitieren – nicht nur in den zentralen Orten und den Städten.

„Wir wollen die derzeitige Verhinderungsplanung beenden"

Berlins Stadtentwicklungssenatorin Katrin Lompscher (Linke) sagte: „Die Entwicklung Berlins und Brandenburgs gemeinsam zu denken und zu planen, gewinnt angesichts der großen Wachstumsdynamik in der Region stetig an Bedeutung.“ Der Landesentwicklungsplan lieferte das planerische Gerüst, um die zahlreichen parallelen Prozesse miteinander zu verzahnen und so sicherzustellen, dass das Wachstum koordiniert verläuft.“

Es gibt auch reichlich Kritik, denn in Brandenburg ist Wahljahr, da am 1. September ein neuer Landtag gewählt wird. So wettert Brandenburgs CDU-Chef Ingo Senftleben: „Wir wollen die derzeitige Verhinderungsplanung beenden und mehr Wachstum in beiden Ländern ermöglichen. Hierzu brauchen wir einen völligen Neustart der gemeinsamen Landesplanung.“

Hauptkritikpunkt der Opposition ist, dass sich der Plan vor allem auf die Hauptstadtregion und den Berliner Speckgürtel konzentriert. „Der Plan wird damit der Lebenswirklichkeit vor allem der Brandenburger aber auch der Berliner Bevölkerung nicht gerecht“, sagte Senftleben.

Für die Ausbildung

Die Regierung sieht dies natürlich anders. Nicht nur beim Verkehr, beim Wohnungsbau und bei der Schaffung eines „führenden Innovationsraums in Europa“ wollen beide Länder stärker kooperieren. Angestrebt wird auch eine Fortsetzung und Intensivierung der Zusammenarbeit bei der Schaffung eines gemeinsamen Ausbildungsmarktes – um dem Fachkräftemangel zu begegnen und die Zuwanderer besser zu integrieren.

In der Landwirtschaft ist geplant, den Aufbau von Wertschöpfungsketten stärker zu fördern, damit regionale, saisonale und ökologische Produkte besser in der Region vermarktet werden können.

Zudem soll eine gemeinsame Krankenhausplanung bis zum Mai zwischen beiden Landesgesundheitsressorts abgestimmt werden. Außerdem wollen beide Länder auch stärker bei der Digitalisierung der Verwaltung kooperieren.