Silvester in Berlin: Entsetzen über Angriffe auf Polizei und Feuerwehr

Berlin - Faustschlag ins Gesicht, eingeschlagene Heckscheibe eines Einsatzfahrzeuges, Unbekannte zielen mit Schusswaffen auf Polizisten und Rettungs-Sanitäter: Nach mehreren Angriffen an und um Silvester in Berlin ist das Entsetzen bei den Betroffenen und in der Politik groß. Der Berliner Polizeipräsident, Klaus Kandt, betonte: „Es ist unfassbar, dass Helfer derartig angegriffen werden.“ Er „zweifle am Verstand derer, die mit Böllern und Raketen auf Menschen schießen“, so Kandt am Dienstag auf Twitter. „Das ist eine Aggressivität, die wir in den letzten Jahren noch nicht erlebt haben“, sagte der Landesbrandleiter der Feuerwehr, Wilfried Gräfling.

„Es ist höchste Zeit, Rettungskräfte wirkungsvoller zu schützen“, so Bundesjustizminister Heiko Maas (SPD) am Dienstag. Vertreter der Feuerwehr forderten ein härteres Vorgehen nach solchen Angriffen.
Insgesamt meldete die Feuerwehr für Berlin am Montag mit fast 1600 Einsätzen eines ihrer arbeitsreichsten Nächte des Jahres. Die Polizei rückte mehr als 1700 Mal aus. Das ist an einem Silvesterabend in der Hauptstadt nichts Ungewöhnliches - doch gezielte Angriffe auf Einsatz- und Rettungskräfte zeigen eine neue Dimension: „Das, was wir in dieser Nacht insgesamt erlebt haben, war eine sehr hohe Aggressivität“, sagte Landesbrandleiter Gräfling in der am Montagabend in der RBB-„Abendschau“. Die Feuerwehr nannte die Zahl von 8 Angriffen auf Einsatzkräfte und 57 Angriffe auf Einsatzfahrzeuge mit erheblichen Sachschäden.

Rettungs-Sanitäter mit Schusswaffe bedroht

Gipfel der Attacken war laut Gräfling die Bedrohung von Rettungs-Sanitätern mit einer Schusswaffe. Damit bedrohte ein Mann nach Feuerwehr-Angaben die Besatzung eines Rettungswagens in der Rosmarinstraße in Berlin-Mitte. Laut Feuerwehr stand der Mann unter Drogeneinfluss. Polizisten stellten später die scharfe Waffe sicher.
Bei einem weiteren Einsatz der Feuerwehr stellte eine Gruppe junger Erwachsender eine Batterie mit Feuerwerkskörpern vor das Auto. Als ein Feuerwehrmann ausstieg, schlug ihm einer aus der Gruppe mit der Faust ins Gesicht. Gräfling forderte von Politik und Gerichten ein härteres Durchgreifen.

Auch die Deutsche Gewerkschaft der Feuerwehr verurteilte die Übergriffe: „Unsere Rettungskräfte sind da um Menschen zu helfen, sie bei Ausübung ihres Jobs zu behindern oder gar zu bedrohen muss konsequent durch die Justiz verfolgt werden.“ Von der Politik erwarte sie nicht nur „Lippenbekenntnisse“, sondern endlich Taten.

Jugendliche waren federführend

Am Silvesterabend wurden Polizeibeamte in Berlin-Schöneberg aus einer Gruppe junger Menschen heraus mit Pyrotechnik und Böllern beschmissen. Eine 16-Jährige wurde dabei festgenommen. Die Polizisten fanden 44 illegale Böller bei dem Mädchen. Auch am Neujahrstag gingen die Vorfälle weiter: Unbekannte Jugendliche schossen in Berlin-Neukölln mit einer Schreckschusswaffe auf zwei Streifenwagen.

Deutschlandweit hatte es in der Silvesternacht zahlreiche Attacken gegeben, unter anderem waren in Frankfurt Polizisten und Rettungskräfte mit Feuerwerksraketen beschossen worden. In Leipzig bewarf eine große Gruppe von Menschen Polizisten mit Böllern, Flaschen und Steinen.
Berlins AfD-Fraktionschef Georg Pazderski sprach von einer „zunehmenden Verwahrlosung unserer Gesellschaft“. Die rechtspolitische Sprecherin der CDU/CSU-Fraktion im Bundestag, Elisabeth Winkelmeier-Becker, forderte: „Der Rechtsstaat muss Angriffen auf Polizeibeamte und Rettungskräfte konsequent entgegentreten.“ (dpa)