Socken aus der Ukraine: Füße und Herz wärmen, ein Zeichen der Solidarität setzen
Wollsocken aus Dnipro: ein Solidaritätskauf wie beim Nicaragua-Kaffee in den 80ern. In Berlin kann man jetzt die Ukraine auch auf Socken unterstützen.

Das Paket kam in dieser Woche, und es sah gar nicht aus wie ein Paket. Es war eher rund wie ein Ballon. Ein großer weißer Briefumschlag, der sich verformt hatte, beklebt mit ganz viel Tesafilm und einer enormen Anzahl an Briefmarken.
Ich wusste schon, dass das Päckchen aus der Ukraine kam, bevor ich auf den Absender gesehen hatte. Ein Freundespaar hatte mir an meinem Geburtstag anstelle eines Geschenks nur einen Bestellzettel von Etsy, der Handelsplattform für Handgefertigtes, gezeigt. Was sie mir tatsächlich zugedacht hatten, habe ich aber erst jetzt begriffen.
In dem Paket befanden sich Socken. Sie sind dick. Aus Schurwolle. Von Schafen. Man riecht das auch. Mit diesen Socken werde ich garantiert nie wieder kalte Füße haben – so dick sind sie. In die Hausschuhe passen die Füße mit den Socken jedenfalls nicht mehr rein.
Die Wollsocken kommen aus Dnipro. Das ist, wie ich im Internet herausgefunden habe, eine Millionenstadt in der Ukraine an der Mündung der Samara, 400 Kilometer südöstlich von Kiew. Es ist die viertgrößte Stadt des Landes nach Kiew, Charkiw und Odessa.
Im Januar gab es hierzulande schreckliche Bilder aus Dnipro. Eine Rakete war in einem Hochhaus eingeschlagen, in dem 1700 Menschen wohnten. Viele Menschen starben oder wurden verletzt. Kiew machte Russland für den Angriff verantwortlich, Moskau wies das zurück.
Stricken für Berlin, kaufen für die Ukraine
Angesichts der Socken entwickelte sich in meinem Kopf allerdings eine romantische Vorstellung. In dieser ukrainischen Stadt gibt es also Leute, die für Berlin stricken, für Menschen wie mich, die aus Solidarität mit der Ukraine und dem Bundeswirtschaftsminister in diesem Winter das Heizen einschränken und dicke Socken gut gebrauchen können.
Umgekehrt können wir jetzt auch selbst tätig werden, wenn wir im kalten Berlin die noch kältere Ukraine ganz direkt unterstützen wollen. Indem wir Socken bestellen und Ukrainern so zu Einnahmen verhelfen. Wie beim Nicaragua-Kaffee in den 1980ern. Die Vorstellung fand ich großartig.

In Berlin kann man natürlich auch anders die Ukraine unterstützen. Auf der Internetseite berlin.de sind zahlreiche Möglichkeiten des ehrenamtlichen Engagements und auch für Geld- und Sachspenden aufgelistet.
Die Socken kommen übrigens mit der Bitte, die Briefmarken vom Paket heraus zu schneiden und wieder zurückzuschicken. Für ein Kinder-Projekt – so heißt es jedenfalls auf einem beigelegten Zettel. Ich bin schon sehr gespannt, was sich dahinter dann wohl verbergen mag. Ich werde versuchen, es herauszufinden.