Sodexo: Wieder Ärger mit dem Schulessen

Berlin - Nach dem Skandal mit verkeimten Erdbeeren aus China im Schulessen ist der Essensanbieter Sodexo erneut auffällig geworden. An zwei Reinickendorfer Grundschulen sind Hähnchenkeulen vom Servicepersonal weggeschmissen worden, weil sie nach Auffassung der Erzieher und des Küchenpersonales nicht richtig durchgebraten waren. Der Vorfall ereignete sich bereits während des Mittagessens am vergangenen Mittwoch, wurde aber erst jetzt bekannt. Laut Sodexo waren die Kolumbus- und die Victor-Gollancz-Grundschule betroffen.

Lebensmittelaufsichtsamt eingeschaltet

Schulstadträtin Kathrin Schultze-Berndt (CDU) nimmt den Vorfall sehr ernst. „Gerade im nicht gegarten Hähnchenfleisch können Krankheitserreger stecken“, sagte sie und zeigte sich irritiert darüber, dass sie von den Schulleitungen nicht sofort in Kenntnis gesetzt worden ist. Tatsächlich kann nicht durchgegartes Hähnchenfleisch Salmonelleninfektionen auslösen.

Seltsamerweise wurde der Leiter der betroffenen Victor-Gollancz-Schule erst am gestrigen Dienstagvormittag durch die Berliner Zeitung über den Vorfall unterrichtet. „Man hätte mich gleich in Kenntnis setzen müssen“, sagte er. Doch zu spät. „Leider sind alle Hähnchenkeulen sofort entsorgt worden, so dass wir bisher keine Untersuchungen mehr vornehmen konnten“, bestätigte Schulstadträtin Schultze-Berndt (CDU). Das Lebensmittelaufsichtsamt sei eingeschaltet.

Die 2 950 Hähnchenkeulen hatte Sodexo am vergangenen Mittwoch in seiner Großküche in der Reinickendorfer Nimrodstraße in einem speziellen Ofen gegart – einem zeit- und temperaturgesteuerten Kombidämpfer. Doch an 90 Keulen hatten Erzieher in beiden Schulen etwas auszusetzen, wie Sodexo-Sprecher Stephan Dürholt bestätigte. „An den Proben der Hähnchenkeulen, die wir routinemäßig in unserer Großküche aufbewahren, ist nichts gefunden worden.“ Der Sodexo-Sprecher hat eine Vermutung: „Möglicherweise lagen die Hähnchenkeulen so dicht beieinander, dass nicht alle die nötige Temperatur abbekommen haben“, sagte er. Sodexo

Sodexo geht in die Offensive

Klar ist, dass es sich bei den beanstandeten Hähnchen an der Gollancz-Schule um eine Nachlieferung von 30 Keulen handelte, weil die zunächst gelieferten nicht ausreichten. Die Fleischtemperatur sei von der Küchenhilfe gemessen und für ausreichend befunden worden. Allerdings habe man dann festgestellt, dass das Fleisch am Knochen noch rötlich sei, berichtete der Schulleiter, nachdem er sich informiert hatte. „Deshalb haben Küchenkraft und Erzieherin nach einem Anruf bei Sodexo beschlossen, alles in den Abfallkorb zu geben.“

Der weltweit agierende Großcaterer Sodexo übte auch Kritik an der Gastronomischen Dienstleistungsungsservice GmbH, die die Ausgabekräfte an den betroffenen Schulen stellt. „Diese Kräfte hätten nicht alles wegschmeißen dürfen, sondern Proben aufbewahren müssen“, sagte der Sodexo-Sprecher. Das sei leider nicht passiert.

Der Vorfall ist deshalb von Bedeutung, weil zur Zeit ein Gesetz zur Verbesserung des Berliner Schulessens vorbereitet wird. Deshalb soll auch der Preis pro Essen an Grundschulen von 2 Euro auf 3,25 Euro steigen. Der Vorfall zeige, wie wichtig die Einrichtung von Essenausschüssen an Schulen sei, sagte Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) in einer ersten Reaktion. „In Beschwerdefällen sollten Schulen und Bezirksamt dem Caterer sofort Rückmeldung geben.“