SPD in der Krise: Zwei Drittel der Berliner lehnen Wowereit ab

Berlin - Der Rückhalt für Berlins Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) in der Hauptstadt schwindet zusehends. Laut einer repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Forsa für die Berliner Zeitung lehnen fast zwei Drittel der Berliner (64 Prozent) eine erneute Kandidatur Wowereits für das Spitzenamt ab. Zuspruch erhält der 60-Jährige nur noch von 31 Prozent. Die nächste Berlin-Wahl soll im Herbst 2016 stattfinden. Wowereit will erst Ende 2015 erklären, ob er er sich erneut zur Wahl stellen will.

Auch unter SPD-Anhängern ist die Stimmung inzwischen umgeschlagen: Gab es vor sechs Monaten noch eine kleine Mehrheit pro Wowereit, so sagen jetzt 51 Prozent, er solle nicht noch einmal antreten. Damit verfestigt sich die Krise der Sozialdemokraten in der Hauptstadt, wo Wowereit seit 2011 eine Koalition mit der CDU anführt. In Umfragen liegt die SPD, trotz immer besserer wirtschaftlicher Entwicklung, seit Monaten abgeschlagen hinter der Union. Auch die jüngste Forsa-Umfrage bestätigt dies: Die Sozialdemokraten verharren bei 23 Prozent, dem niedrigsten Wert seit 2009. Die CDU, geführt von Innensenator Frank Henkel (CDU), kann erneut um einen Punkt auf 30 Prozent zulegen. Laut Forsa bemängeln die Hauptstädter vor allem fehlende Bürgernähe bei der SPD.

In den vergangenen Wochen hatten sich Berlins Sozialdemokraten stark mit sich selbst beschäftigt. Der 36 Jahre alte Fraktionsvorsitzende Raed Saleh erhob zwischenzeitlich Anspruch auf den Parteivorsitz, den seit zwei Jahren der 40-jährige Verwaltungsrichter Jan Stöß innehat. Beide zählen zum engeren Kreis möglicher Nachfolger Wowereits. Saleh verzichtete aber auf eine Kandidatur gegen Stöß, die ihm bei Erfolg beste Aussichten auf das Amt des Senatschefs eröffnet hätte. In knapp zwei Wochen, am 17 Mai, soll nun Stöß als Parteichef wiedergewählt werden. Die Führungskrise ist aber nicht beendet, denn laut Forsa überzeugen auch Wowereits mögliche Nachfolger nicht.

Derzeit sind vier Kandidaten der SPD im Gespräch: Neben Stöß und Saleh auch Stadtentwicklungssenator Michael Müller, ehemals Parteichef, und Arbeitssenatorin Dilek Kolat, die jüngst durch die weitgehend friedliche Räumung des Flüchtlingscamps auf dem Oranienplatz punktete. Keinen dieser Vier halten die Berliner offenbar für geeignet für das Spitzenamt. Selbst Stöß, der mit 36 Prozent am meisten Zuspruch erhält, hat 48 Prozent der Befragten gegen sich. Mit abnehmender Zustimmung folgen Müller (32), Saleh (27) und Kolat (24).