Sperrungen und Ausfälle bei der Berliner S-Bahn: Sommerbaustellen bremsen S-Bahn-Fahrgäste aus
Kommt ein heißer Sommer auf die Berliner zu? Hoffentlich nicht, sagt der S-Bahner Jens Hebbe. „Wenn es zu heiß ist, wird das Bauen schwierig“, erklärt der Chef der Betriebsplanung. „Schienen dürfen nur bei bestimmten Temperaturen geschweißt werden.“ Darum können die Bau-Terminpläne bei zu großer Hitze ins Wanken geraten – und das möchten die Planer den Fahrgästen der Berliner S-Bahn gern ersparen. Das Ausmaß der Sperrungen, die in diesem Sommer anstehen, ist schon groß genug. Über 30 Millionen Euro werden verbaut. Am Dienstag gab die Bahn einen Überblick, was auf fünf Strecken auf die Kundschaft zukommt.
In wenigen Tagen geht es los – zunächst am östlichen Ende des S-Bahn-Netzes. Von Freitagabend bis Sonntagnacht wird die S 5 zwischen Strausberg und Strausberg Nord gesperrt, teilte Hebbe mit. Am 20. Juli folgt eine zweite Unterbrechung, die deutlich länger dauert: acht Wochen. Der S-Bahn erklärt, was dort geschieht: „Zwischen Strausberg und Hegermühle wird ein zweites Gleis gebaut, damit wir ab Dezember alle 20 Minuten nach Strausberg Nord fahren können“ – heute gibt es lediglich einen 40-Minuten-Takt.
Ohne Sanierung droht Sperrung
Weil auch eine Brücke entsteht, müssen die Fahrgäste im November erneut auf Busse umsteigen – oder auf die Strausberger Eisenbahn (Linie 89). Damit nicht genug. Bis Ende 2017 stehen weitere Sperrungen an. Dann aus einem anderen Anlass: Damit S-Bahn- und Regionalzüge im Bahnhof Strausberg nicht mehr ein Gleis miteinander teilen müssen, sind Umbauten nötig.
Vom 13. Juli an baut die Bahn auch im Süden Berlins. Sechs Wochen lang müssen Fahrgäste der S 2 nach Blankenfelde auf Busse umsteigen – zunächst in Mahlow, danach sogar schon in Lichtenrade. „Diese Strecke war 1992 einer der ersten Lückenschlüsse nach der Wende“, erklärte Hebbe. „Sie ist in die Jahre gekommen, und jetzt muss sie dringend erneuert werden.“
Das Material würde nur noch bis zum Jahresende durchhalten, bekräftigte Andreas Holzapfel von DB Netz. „Dann wäre die Strecke nicht mehr betriebssicher“ – die S-Bahnen müssten langsamer fahren, und irgendwann würde die Trasse gesperrt. Doch so weit soll es nicht kommen. Fünf Weichen, zwölf Kilometer Schienen und 12.000 Tonnen Schotter werden ausgetauscht, anstelle von 8 500 Holzschwellen werden Betonschwellen verlegt – und das sind nur ein paar Beispiele.
S-Bahn fährt nur alle 20 Minuten
Im Westen Berlins geht es weiter: Vom 17. Juli an müssen die Fahrgäste auf dem stark frequentierten S-Bahn-Ring auf Busse umsteigen, ebenfalls bis Ende August. Zwischen Halensee und Bundesplatz werden 3,8 Kilometer Gleis und 15 Weichen getauscht. „Auch hier liegt das Material schon seit mehr als zwei Jahrzehnten“, sagte Hebbe. Auf diesem Teil des Rings sind im Schnitt täglich 60.000 Fahrgäste unterwegs. Für sie werden Busse eingesetzt, doch auch die U-Bahn-Linien U 7 und U 9 bieten sich zur Umfahrung an. Übrigens: Auf dem Ringabschnitt zwischen Halensee und Westend, der an die Baustelle grenzt, kann die S-Bahn nur alle 20 Minuten fahren – mehr geben die Anlagen nicht her.
Wenn die Baustelle abgebaut wird, ist für die Fahrgäste auch hier noch nicht alles vorbei. Im kommenden Jahr setzt die Bahn die Sanierung des Rings fort. „Dann wird zwischen Halensee und Westend gebaut“, teilte Hebbe mit.
Im August fallen weitere S-Bahn-Strecken aus. Nördlich von Berlin fahren fast den gesamten Monat über keine S-Bahnen zwischen Schönfließ, Frohnau und Birkenwerder. „Dort müssen wir mehrere Weichen austauschen“, so der Betriebsplaner. Fahrgäste müssen aufpassen: Die S 8 fährt bis Schönfließ, doch ein Umsteigen in die Ersatzbusse ist nur in Mühlenbeck-Mönchmühle möglich. Wer nicht auf die automatische Ansage hört und im Zug bleibt, findet sich auf einem der einsamsten S-Bahnhöfe der Region wieder – zwischen Feldern. Mangels geeigneter Straßen können Busse nicht hierher fahren.
Ebenfalls im August beginnt die DB damit, den Bau des elektronischen Stellwerks Zepernick vorzubereiten. Folge für die Reisenden auf der S 2 zwischen Blankenburg und Bernau: An vier Wochenenden gibt es dort Sperrungen, und spätabends müssen S-Bahn-Fahrgäste ebenfalls auf Busse umsteigen.