Sprachdefizite bei Kita-Kindern: Berlin ist gespalten - und das Signal des Senats fatal

Berlin - Jedes sechste Kita-Kind spricht kurz vor der Einschulung nicht ausreichend Deutsch. Das ergaben nun die jüngsten Sprachtests, die gut eineinhalb Jahre vor Einschulung durchgeführt wurden. Der Befund ist deshalb so alarmierend, weil sich die Werte im Vergleich zu den Vorjahren nicht gebessert haben.  

Die getesteten Kinder waren allerdings dieses Mal bereits etwas älter, weil die Früheinschulung in Berlin nun abgeschafft ist. Es zeigt sich erneut die soziale Spaltung der Stadt, wenn die Zahl der Kinder mit Sprachdefizit mit über 20 Prozent in Neukölln, Mitte oder Spandau fast dreimal so hoch ist wie in Pankow, Treptow-Köpenick oder gar Steglitz-Zehlendorf.

Die erhobenen Daten belegen aber klar: Je länger ein Kind die Kita besucht, desto besser spricht es Deutsch. Doch offenbar reicht selbst die Sprachförderung in den Kitas noch nicht aus, obwohl diese ja längst als Bildungseinrichtungen gelten.

33 Prozent Quereinsteiger

Umso fataler erscheint deshalb das jüngste Signal des Senats: Künftig dürfen Kitas bis zu 33 Prozent Quereinsteiger direkt auf ihren Personalschlüssel anrechnen. Bisher waren maximal 25 Prozent zulässig. Hinzu dürfen künftig Sozialassistenten in Kitas beschäftigt werden, was Familiensenatorin Sandra Scheeres (SPD) bisher immer verhindert hat.

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Übrigens stets mit Verweis darauf, dass die Kita-Qualität nicht leiden dürfe. Wenn also bald aufgrund des enormen Mangels an voll ausgebildeten Erziehern verstärkt Nicht-Fachkräfte in Kitas mit Kindern arbeiten, dürfte sich die Sprachförderung der Kinder nicht weiter verbessern. Das Gegenteil wird der Fall sein.

Wert der frühkindlichen Bildung steigern

Zumal die regulären Erzieherinnen verstärkt damit befasst sein werden, die Neulinge anzuleiten und entsprechend weniger Zeit für die Arbeit mit den Kindern haben werden. Um den Wert der frühkindlichen Bildung zu steigern, muss man den Erzieherberuf in Berlin perspektivisch attraktiver machen. Das bedeutet mehr Geld. Mindestens so viel wie in Brandenburg. Und es wäre gut angelegtes Geld. Denn die wichtigsten Grundlagen in der Entwicklung eines Kindes werden in den ersten Lebensjahren gelegt.