„Stadt der Frauen“: In Berlins Verwaltung funktioniert die Gleichstellung

Was Dilek Kolat in ihrem Amt als Gleichstellungssenatorin am Dienstag verkündete, ist nicht neu, aber bemerkenswert ist es dennoch. „Mit Fug und Recht können wir sagen: Berlin ist eine Stadt der Frauen“, sagte die SPD-Politikerin bei der Vorstellung des Gleichstellungsberichts. Regelmäßig sammelt Kolats Verwaltung Daten, wie Frauen in den Führungsebenen der Behörden und der landeseigenen Unternehmen repräsentiert sind. „Bericht über die Umsetzung des Berliner Landesgleichstellungsgesetzes“ lautet der etwas sperrige Titel des Zahlenwerks, aber es sind ja die Inhalte, die zählen. Kolat fasste sie zusammen: „Es ist noch etwas Luft nach oben.“ Aber in vielen Bereichen sei das Ziel erreicht, Männer und Frauen seien zu annähernd gleichen Anteilen vertreten.

Besonders deutlich ist die Entwicklung in den landeseigenen Unternehmen. Dort beträgt die Frauenquote in Vorständen und Geschäftsführungen knapp 40 Prozent. Bundesweit liegt der Wert bei nur 16 Prozent. In den Aufsichtsräten sind Frauen fast paritätisch vertreten, sie stellen 47,5 Prozent der Mitglieder, ein leichter Anstieg gegenüber dem vorigen Bericht.

Die Polizei bemüht sich

Auch andere Männerdomänen bröckeln oder sind gefallen. 31,4 Prozent beträgt der Anteil der Professorinnen, bundesweit sind es nur 22,7 Prozent. Es gibt ziemlich genau so viele Richterinnen wie Richter, und auch in der Regierungszentrale funktioniert die Gleichstellung: Dort liegt der Frauenanteil im höheren Dienst sogar knapp über 50 Prozent.

Etwas ernüchternder ist das Fazit aber, wenn man betrachtet, wie viele Frauen tatsächlich Referate oder Abteilungen in der Verwaltung leiten. Es sind jeweils rund 40 Prozent, mit deutlichen Abweichungen nach unten in einzelnen Ressorts. So werden in der Stadtentwicklungsverwaltung nur 3 von 14 Abteilungen von Frauen geleitet. Auch Polizei, Feuerwehr und die BVG – die immerhin von Berlins wohl prominentester Managerin Sigrid Nikutta geleitet wird – haben niedrige Frauenquoten in der Führungsebene, jeweils rund 20 Prozent. Auf einen Rüffel verzichtete Kolat aber. Bei der Polizei seien die Anstrengungen sehr groß, Frauen den Weg an die Spitze zu ebnen oder wenigstens nicht zu verbauen.

Und es gibt auch andere Beispiele: Bereiche, wo Männer unterrepräsentiert sind. Kolat erwähnte die Kinderbetreuung – der Männeranteil unter den Erziehern betrage nur 9,6 Prozent, was aber immerhin doppelt so viel sei wie bundesweit.

Bezirke sind Frauendomäne

Aber auch in den Bezirken haben Frauen das Sagen: Im höheren Dienst der zwölf Bezirksämter beträgt die Frauenquote 62 Prozent. Dabei reicht die Spanne von 39 Prozent in Mitte bis 71,9 Prozent in Treptow-Köpenick. Ein Problem sehe sie darin nicht, sagte Kolat. Schließlich sorge ja das Landesgleichstellungsgesetz dafür, dass der Anteil der Männer wieder steige.

In Treptow-Köpenick bewerben sich mitunter aber gar keine Männer für Spitzenpositionen, sagte Bürgermeister Oliver Igel (SPD) der Berliner Zeitung. „Das kommt häufiger vor. In meiner Abteilung arbeiten ausschließlich Frauen als Amtsleiter.“ Einen Männerförderplan brauche sein Bezirk aber nicht, sagte Igel. Der hohe Frauenanteil in seiner Verwaltung sei ein relativ neues Phänomen. „Vor zehn, fünfzehn Jahren waren die Männer noch in der Mehrheit.“ Es habe aber ein Generationswechsel stattgefunden, jüngere Frauen hätten nicht mehr gezögert, sich auf Führungspositionen zu bewerben. Im übrigen entspreche die Frauenquote in der Führung der Zusammensetzung der Belegschaft. „Rund zwei Drittel unserer Mitarbeiter sind Frauen“, sagte Igel.