Stadtbild: Von wegen Rüpelradler!
Schnee und Frost haben den Radfahr-Eifer der Berliner gedämpft. Doch sobald die Temperatur merklich über die Null-Grad-Grenze steigt, wird es auf Berlins Radwegen und Radfahrstreifen wieder voll, zumindest in den Innenstadtbezirken, wo viele Haushalte kein Auto haben. Dass mehr Rad gefahren wird, ist eine der wenigen Erfolgsgeschichten der Berliner Verkehrsplanung. Auch wenn immer gern auf die Verwaltung eingeprügelt wird: In beharrlicher Kleinarbeit haben es die wenigen Planer trotz knapper Mittel geschafft, dass das Radverkehrsnetz enorm gewachsen ist.
Doch noch immer gibt es große Lücken, weil es in den Bezirksämtern zu wenig Personal gibt. Selbst wenn genug Geld zur Verfügung stünde, könnte es gar nicht komplett verplant und ausgegeben werden. Außerdem: Auch die besten Planungen funktionieren nur, wenn sich später alle an die Regeln halten. 2012 kamen fünf Radfahrer in Berlin ums Leben, weil sie von abbiegenden Lkw-Fahrern übersehen wurden. Ein anderer tödlicher Unfall im vergangenen Jahr wurde von einem Baumaschinenfahrer verursacht.
Fünf weitere Radfahrer starben bei Kollisionen mit Autos. In drei Fällen ist erwiesen, dass es die Autofahrer waren, die Regeln missachtet hatten. Zum Beispiel der betrunkene 23-Jährige, der einen Rad fahrenden Polizeibeamten tödlich verletzte. Von wegen Rüpelradler! 15 Radfahrer starben 2012 bei Unfällen in dieser Stadt, vier mehr als 2011.
Nur als Opfer können sich die Berliner Radfahrer dennoch nicht sehen. Denn die Hälfte der nicht tödlich verlaufenen Radler-Unfälle wird von ihnen verursacht. Eine Umfrage unter Fußgängern im Auftrag des Senats zeigt, dass nicht nur Auto-, sondern auch Radfahrer Furcht verbreiten können. Danach gefragt, was sie besonders nervt oder ängstigt, sagte die Mehrheit: Radfahrer auf dem Gehweg.