Mehr als 50 Millionen Menschen sind weltweit auf der Flucht, so viele wie seit dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr. Die Auswirkungen machen sich auch in Berlin bemerkbar. Allein in diesem Jahr werden rund 10.000 Flüchtlinge erwartet. Sie alle brauchen ein Dach über dem Kopf. Doch geeignete Unterkünfte sind schwer zu finden.
Sie sollten beispielsweise nicht zu groß sein, denn selbst die aufgeschlossensten Anwohner werden ein Problem damit haben, auf einen Schlag mehrere hundert Asylbewerber in ihrer Mitte aufzunehmen. Der Senat will jetzt neue Wege gehen und Flüchtlinge gemeinsam mit Studierenden unterbringen.
Das ist ein interessanter Vorschlag. Die Zuwanderer wären nicht isoliert, es entstünden keine Ghettos. Zudem würden sie auf junge und gebildete Leute treffen, die Minderheiten traditionell mit Toleranz begegnen und ihren Mitbewohnern beim Einleben behilflich sein könnten. Es waren Studenten, die Flüchtlinge vom Oranienplatz in ihren WGs untergebracht haben, die ihnen Sprachkurse anbieten. Zudem haben auch Erstsemester, die neu in Berlin sind, Schwierigkeiten, einen Wohnheimplatz oder ein WG-Zimmer zu ergattern.
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Dass nach den Plänen des Senats Flüchtlinge jedoch auch mit Obdachlosen zusammen wohnen sollen, wirkt zunächst befremdlich. Wie sollen diese beiden Gruppen miteinander auskommen, wo doch jede ihre eigenen massiven Probleme hat? Doch es gibt nicht nur den gegenüber seiner Umwelt abgestumpften obdachlosen Alkoholiker, dem das Schicksal eines traumatisierten Bürgerkriegsflüchtlings egal sein dürfte.
Auch Familien, Rentner oder Singles verlieren ihre Wohnungen und müssen vorübergehend in Unterkünften leben. Warum nicht in einer Notgemeinschaft mit den Flüchtlingen? Einen Versuch ist es wert.