Stadtentwicklung: City West sieht Schwarz
Berlin - Intellektuelle und Künstler kleiden sich gern schwarz, modisches Understatement. Doch im Städtebau sind dunkle Töne offenbar weniger angesagt: Nachdem in Pankow dunkle Fassadenteile am neuen Einkaufs- und Ärztezentrum am Garbátyplatz ausgewechselt werden sollen, gibt es jetzt auch in Schöneberg Kritik an der düsteren Fassade eines Gebäudes.
Seit einigen Wochen wird am früheren Philips-Hochhaus an der Kleiststraße/Ecke Martin-Luther-Straße gearbeitet. Das 73 Meter hohe Gebäude gegenüber der Urania, das mehrere Jahre lang leer stand, wurde Anfang der 1970er-Jahre gebaut. Zunächst beherbergte es die Verwaltungsniederlassung des Elektronikkonzerns Philips, später Büros der Bahn. Nun soll es zu einem Vier-Sterne-Hotel der spanischen Riu-Gruppe umgebaut werden. Es ist das erste Riu-Hotel in Berlin. 357 Zimmer und Suiten soll das 18-geschossige Hochhaus bekommen, ein Restaurant sowie Veranstaltungsräume in einem Glasvorbau an der Martin-Luther-Straße. Der Conrad-Elektronikmarkt im Erdgeschoss bleibt.
„So schön es ist, dass an dieser wichtigen Stelle endlich etwas passiert, bin ich doch über das Ergebnis entsetzt“, sagt Christoph Götz, der Stadtentwicklungspolitische Sprecher der SPD-Fraktion. Denn mittlerweile trete nach und nach eine schwarze Glasfassade zutage, sagt er. Die erdrücke alles und passe nicht an den Standort, den der Bezirk als Bestandteil der City West besser entwickeln wolle. „Vorgestellt wurde uns das Vorhaben mit einer transparenten Glasfassade. Von einer schwarzen Fassade war nie die Rede“, sagt der SPD-Politiker.
Lösung in Pankow
Für die Tagung des Bezirksparlaments Mitte März bereitet er eine Anfrage an die zuständige bündnisgrüne Stadträtin Sibyll Klotz vor. Er will wissen, wie es weitergeht – und ob man nicht doch noch eine Veränderung der Fassaden-Optik erreichen kann. Allerdings vermutet Götz schon jetzt, dass am Philips-Hochhaus kaum noch etwas zu ändern ist. Denn die Baugenehmigung wurde erteilt, das Vorhaben schwarze Fassade – anders als in Pankow – nicht verschwiegen.
„Es gibt keine gesetzliche Grundlage, nach der wir das hätten verbieten können“, sagt Stadträtin Klotz. Die ursprüngliche Baugenehmigung hätte zwar eine hellere Fassade vorgesehen, doch einen Änderungsantrag im Dezember habe das Amt positiv bescheiden müssen. „Man kann nur eingreifen, wenn das Vorhaben verunstaltend wirkt, oder, wie in Pankow, mit gezinkten Karten gespielt wird.“ Dort hatte der Bauherr anders als genehmigt gebaut. Ihre Begeisterung über den Entwurf des Architekten Manuel Alvarez (GFB Architekten Alvarez & Schepers) halte sich zwar in Grenzen, sie kenne aber Leute, denen die dunkle Glasfassade gefalle: „Das ist auch eine Geschmackssache.“
In Pankow gibt es inzwischen Einigkeit zwischen Bezirk und Investor. Laut Baustadtrat Jens-Holger Kirchner (Grüne) will der Bauherr des Geschäfts- und Ärztezentrums bis Mitte März einen neuen Entwurf für die Vorder- und Rückseite des Gebäudes vorlegen, „in deutlich hellerer Farbe“. Bis zum Monatsende wolle das Amt einen zweiten Nachtrag zur Baugenehmigung erlassen: „Damit könnte der Investor nach Ostern anfangen, die Fassadenteile auszuwechseln“, sagt Kirchner.