Der Herbst beginnt: Wo Berlin in dieser Jahreszeit am schönsten ist
Drachen steigen auf, das Laub färbt sich und die Stadt lebt noch einmal auf, bevor die trüben Wintertage kommen: Hier sind unsere Tipps für Berlin im Herbst.

Natürlich locken im Herbst die Brandenburger Wälder, die Aussicht auf volle Pilzkörbe und ein wenig Indian Summer im Umland. Doch auch in Berlin kann man den Herbst in vollen Zügen genießen – und das sollte man auch. Schließlich steht die dunkle, kalte Jahreszeit bevor und von nun an zählt jeder Tag, um sich noch einmal mit Vitamin D und Herbstsonne vollzupumpen.
Jetzt, wo die Jahreszeit auch kalendarisch begonnen hat, steigen wieder Drachen in die Luft, das Laub verfärbt sich – auch wenn es das trockenheitsbedingt leider auch schon vorher und viel zu früh getan hat. Dennoch: Bunte Blätter wird es geben, ebenso wie romantische Herbstlicht-Momente. Wir haben ein paar Tipps für schöne Orte in der Stadt zusammengestellt.
Drachen steigen lassen und die Aussicht genießen auf dem Drachenberg
Der oft fälschlicherweise als Teufelsberg bezeichnete Drachenberg in Charlottenburg-Wilmersdorf ist im Herbst fraglos einer der schönsten Orte der ganzen Stadt. Genau wie sein berühmter Nachbar Teufelsberg mit seiner markanten Abhörstation des US-Militärs aus der Zeit des Kalten Krieges, besteht er im Grunde aus Trümmerschutt des Zweiten Weltkrieges.
Selten haben Schrott und Trümmer wohl so einen imposanten Hügel am Rande einer Stadt geformt. Im Laufe der Jahrzehnte überwucherten Bäume und Sträucher den Drachenberg und gaben ihm seine sanft gerundete Form. Auf der flachen Wiesenfläche, dem Gipfel sozusagen, hat man eine atemberaubende Aussicht über den Westen der Hauptstadt. Berlin kommt einem plötzlich wie ein Dorf vor, charakteristische Gebäude der Stadt erscheinen in fast greifbarer Nähe.
Im Herbst ist es am schönsten auf dem Drachenberg. Der ihn in allen Himmelsrichtungen umgebende Grunewald, die grüne Lunge Berlins, ist bunt und auch das Sonnenlicht hat im Herbst eine besonders schöne Farbe, die Berlin in ein warmes Orange taucht, wenn die Sonne untergeht. Kommen Sie bei gutem Wetter her, dann ist auch die Aussicht am besten. Außerdem gibt es häufig Wind und man kann der Tätigkeit nachgehen, nach der der Berg benannt wurde: Drachen steigen lassen.
Ab in den Osten: Baumführungen und Teestunden in den Gärten der Welt
Schnell hinüber, auf die andere Seite der Stadt, wo man Seilbahn fahren, Kinder toben lassen und die Natur genießen kann. Böse Zungen behaupten ja, die Gärten der Welt seien Marzahns einziges Highlight. Das stimmt natürlich nicht, aber toll ist dieser Ort allemal und für alle Skeptiker ein guter Startpunkt, um mit Vorurteilen aufzuräumen.

Noch ist nicht Winter und damit sind noch alle Themengärten offen – auch der Japanische, Koreanische und Orientalische Garten sowie das Gartenkabinett aus dem Libanon. Noch braust auch die Seilbahn über das herbstliche Panorama, täglich von 10 bis 18 Uhr, außer es windet stark. Sind die Hände kalt, kann man sie sich an einer Tasse Tee im Berghaus zum Osmanthussaft wärmen. Nicht nur ein wohlklingender Ort, sondern auch ein optisches Juwel mitten im Chinesischen Garten, wo man aus mehr als 30 landestypischen Teeraritäten wählen kann.
Just an diesem Wochenende gibt es einen weiteren Grund, die Gärten zu besuchen. Am Sonntag (25. September) um 11 Uhr bietet der Verein Freunde der Gärten der Welt eine herbstliche Baumführung an (Anmeldung per E-Mail erforderlich: event@freunde-der-gaerten-der-welt.de). Gemeinsam geht es auf die Suche nach dem Baum des Jahres 2022. Zu dem wurde die Rotbuche erklärt, aber auch viele Kandidaten aus den Jahren zuvor wachsen in Marzahn. Welche sind die Besonderheiten der Gehölze zu jeder Jahreszeit, welche Früchte tragen die Bäume jetzt im Herbst? Auch darauf geht die Führung ein. Die Teilnehmerzahl ist begrenzt – aber der Besuch der Anlage lohnt freilich auch ungeführt.
Besuchen Sie die Schafe im Grunewald (mit Glühwein in der Thermoskanne)
Oft ist der Herbst ja auch beruflich eine stressige Zeit. Die Erinnerungen an den Sommerurlaub verblassen langsam, die Entspannungsreserven werden aufgebraucht und Weihnachten liegt noch in weiter Ferne. Schafe strahlen Ruhe aus und lassen uns den Alltag vergessen. Im Grunewald, am Avus-Ende des Hüttenwegs, finden Sie eine Herde von 32 Tieren vor, die sich am Wochenende prima besuchen lassen. Entweder fahren Sie mit der S7 bis zum S-Bahnhof Grunewald und machen einen längeren Spaziergang durch den Wald (das ist eigentlich einen eigenen Tipp wert!). Oder Sie parken direkt an der Hüttenweg-Abfahrt der Avus ihr Auto; von hier sind es nur noch wenige Gehminuten.
Grunewaldbewohner :) pic.twitter.com/qjuNffSRrY
— Friedrich Conradi (@FriedrichConra1) September 23, 2022
Hatten sie sich beim Großbrand im Grunewald Anfang August noch in einer Sandmulde versteckt, sind die Paarhufer nun wieder bester Stimmung und zum Glück nicht zu Schaden gekommen. Das Schöne an den Schafen im Grunewald ist, dass sie im Herbst ein langes zotteliges Fell haben und ziemlich aktiv sind, viel herumrennen. Das zu beobachten ist nicht nur kontemplativ, sondern auch ziemlich witzig.
Für maximale Entspannung empfehlen wir, eine Thermoskanne mit Glühwein mitzunehmen. Auch wenn es noch nicht Winter ist, macht sich das weihnachtlich-warme Getränk gut als Proviant auf den langen Wegen durch den Wald und lässt die Vorfreude auf die gemütliche Jahreszeit steigen.
Tuft, tuff, tuff: Eisenbahn-Erlebnis in der Wuhlheide
Schwupps, schon sind wir wieder drüben, im Osten der Stadt. Genauer gesagt im Südosten, wo die Wuhlheide herbstliches Flair verströmt. Noch fährt hier an jedem Wochenende die Parkeisenbahn, was vor allem mit Kindern wirklich ein Erlebnis ist. Wer die Dampflok wählt, sollte sich zwar die Nase zuhalten, aber wann hat man schon mal die Gelegenheit, den Herbstwald mit einem derart archaischen Gefährt zu durchkreuzen?

Dafür nimmt man doch gern ein bisschen Dieseldunst in Kauf, die Kleinen stört’s sowieso nicht, wenn sie die Kelle schwenken und stolz die Fahrkarte vorzeigen dürfen. Vorbei geht’s am Eichgestell, dem Badesee, Parkbühne und Stadion. Nächster Termin ist das erste Oktoberwochenende, die normale Parkeisenbahn verkehrt aber auch sonst.
Im Park Wuhlheide gibt es jede Menge Spielplätze zum Verweilen, und während die Kleinen spielen, können die Eltern den Blick schweifen lassen in die überwiegend von Laubwald bestandene Wuhlheide, auf majestätische Eichen in schönster Färbung. Noch mehr Action als die Spielplätze bietet der Kletterwald Wuhlheide direkt am FEZ. Kinder und Erwachsene klettern hier zusammen, mehr als 150 Elemente in elf Parcours von leicht bis mutig bieten Spaß und Nervenkitzel. Noch ist Zeit für Wackelbrücke und Tarzansprung: Am 7. November geht es in die Winterpause.
Immer einen Gang wert: Die Buchhandlung im Kiez
Ein verregneter Herbsttag lädt geradezu dazu ein, sich endlich mal wieder Zeit zum Lesen zu nehmen. Ob ein spannender Krimi, der Roman, den man seit Jahren vor sich herschiebt oder ein Kinderbuch, aus dem man vorliest: Im Herbst liest es sich besonders gemütlich. Es lohnt sich also, die Buchhandlung im eigenen Kiez aufzusuchen, am besten mit ein bisschen Zeit, und sich für die kommenden Wochen mit Literatur einzudecken.
Wir empfehlen die Buchhandlung Ocelot, not just another bookstore in der Brunnenstraße in Mitte, wo man beim Schmökern im Angebot auch einen heißen Kaffee bekommt. In dem modern und stilvoll eingerichteten Geschäft finden sich zahlreiche Neuerscheinungen und ältere Evergreens. Engagierte Buchhändlerinnen und Buchhändler geben gute Tipps und je nach Stimmung und Interesse findet sich für jeden etwas. Auch eine umfangreiche Kinderbuchabteilung gibt es. Immer wieder finden spannende Veranstaltungen wie Signierstunden mit bekannten Autorinnen und Autoren statt. Kurz: Hier Bücher zu kaufen ist ein rundum beflügelndes Erlebnis.
Das Schöne an Berlin ist, dass es viele ähnliche Buchhandlungen in den Kiezen der Stadt gibt. Ein praktischer Nebeneffekt beim Stöbern in der Buchhandlung: Man kommt auf erste Ideen für Weihnachtsgeschenke.