Stammbahn als Radweg: Umweltschützer wollen lieber Züge fahren lassen
Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) hat das Konzept, die Strecke der Potsdamer Stammbahn zwischen dem Potsdamer Platz und Lichterfelde als „Multifunktionsweg“ zu nutzen, abgelehnt. Auch eine vorübergehende Nutzung als Radweg sei „nicht sinnvoll“, so der BUND.
Bahntrasse wird noch benötigt
Natürlich hat das Konzept von Tim Lehmann, einem Stadtplaner aus Berlin, auch den Umweltverband nicht kalt gelassen. In der Tat gebe es im Südwesten ein großes Potenzial für den Radverkehr, so der BUND. „Trotzdem bestehen hier keine durchgehenden, sicheren und komfortablen Strecken“, sagte Referent Martin Schlegel. Die Bahntrasse von 1838 werde aber für etwas anderes benötigt: Dort müssten bald wieder Züge fahren. An der Stammbahn leben immer mehr Menschen, die Bevölkerungszahl von Berlin, Kleinmachnow und Potsdam wächst. Wenn die 1945 unterbrochene Strecke für Regionalzüge wieder in Betrieb genommen würde, ließen sich die Reisezeiten verringern – auch nach Werder oder zum Potsdamer Uni-Standort Golm.
„Züge haben Vorrang“
„Bis vor kurzem schien die Wiederbelebung der Stammbahn in weiter Ferne zu stehen. Der Vorschlag eines Radschnellweges auf der Trasse hat ein breites Echo gefunden und im Ergebnis die Debatte um eine zeitnahe Realisierung der Schienenverbindung wiederbelebt“, sagte Schlegel. „Der BUND stuft dieses Projekt für den neuen Brandenburger Nahverkehrsplan als vordringlich ein.“
Wie berichtet setzen sich auch andere für die Wiederinbetriebnahme der nie entwidmeten Strecke ein – zum Beispiel Stadtentwicklungssenator Andreas Geisel (SPD) und Alexander Kaczmarek, der neue Berliner Konzernbevollmächtigte der Bahn. Die Berliner CDU hält am „Multifunktionsweg“ fest. Doch Geisel bekräftigt: „Züge haben Vorrang.“ Auf der Grundlage der Bevölkerungsprognose, die Ende 2015 vorliegen soll, werde es eine erneute Wirtschaftlichkeitsuntersuchung geben. Spätestens in 15 Jahren könnte der Bau beginnen – wenn Geld da ist und kein Anwohner dagegen klagt.