Start in die Sommerferien: Das rät Berlins Flughafenchefin den Urlaubern
Drei Millionen Passagiere werden am BER erwartet. Neue Zahlen zeigen, wie viele Flüge dort jetzt schon ausfallen. Dennoch gibt es immer noch Kurzarbeit.

Flugreisen waren schon mal entspannter. Der Start in die Sommerferien könnte vielen Berlinern und Brandenburgern in diesem Jahr mehr Herausforderungen bescheren als früher. „Momentan stellen wir hohe Verspätungsraten fest“, berichtete Aletta von Massenbach, die Chefin des Flughafens BER, am Donnerstag. Aktuelle Zahlen der Flughafengesellschaft FBB zeigen zudem, dass ein spürbar großer Teil der Starts und Landungen ausfällt – allein in der vergangenen Woche rund sechs Prozent. „Wir unternehmen alles Menschenmögliche, damit der Start in den Urlaub klappt“, so von Massenbach. Doch auch die Fluggäste könnten dazu beitragen, sagte sie – und gab Tipps.
Hieß es bislang meist, dass die Passagiere zwei Stunden vor dem geplanten Start am neuen Schönefelder Flughafen eintreffen sollen, legt die FBB nun noch eine halbe Stunde drauf. „Wir empfehlen, zweieinhalb Stunden vor dem Abflug am BER zu sein“, riet Aletta von Massenbach. „Es ist für alle einfacher, wenn die Reise entspannt beginnt. Außerdem ist der BER ein schöner Flughafen, in dem man sich gern auch länger aufhalten kann.“
Bei drei Airlines kann man am BER schon am Vorabend Gepäck aufgeben
Noch viel früher im Terminal zu sein, würde allerdings meist nicht viel bringen. Check-in-Schalter seien dann oft noch nicht geöffnet. Für Fluggäste, die am frühen Morgen starten wollen, ist es wichtig, zu wissen, dass die Sicherheitskontrolle in Terminal 1 in der Regel erst gegen vier Uhr den Betrieb aufnimmt. Im neuen Terminal 2, der von Ryanair genutzt wird, öffnen die Kontrolllinien meist gegen 3.30 Uhr.
Wer es am Reisetag ganz entspannt angehen will, kommt schon mal am Tag zuvor im Flughafen vorbei, um das Gepäck aufzugeben. Die Lufthansa, Eurowings und von diesem Freitag an auch Easyjet bieten ihren Passagieren an, am Vorabend einzuchecken. Bei Easyjet ist dies am BER zwischen 18 und 21 Uhr möglich – für Flüge, die laut Plan am darauffolgenden Tag bis 9.30 Uhr abheben. „So sparen die Fluggäste am Reisetag Zeit bei der Abfertigung am Flughafen, indem sie die Gepäckabgabe überspringen und stattdessen direkt zur Sicherheitskontrolle gehen können“, teilte die Airline mit.
Online-Check-in ist eine weitere Möglichkeit, die Prozedur zu vereinfachen. Als die Corona-Pandemie ihre ersten Höhepunkte erlebte, bestanden die Fluggesellschaften darauf, Dokumente im Flughafen zu kontrollieren. „Doch nun ist es fast wieder so wie früher“, sagte die Berliner Flughafenchefin. Viele Fluggesellschaften machen ihren Kunden dieses Angebot, manche Airlines verlangen sogar einen Check-in per Internet.
Nicht zu vergessen: die Automaten, die Fluggästen am Flughafen zur Verfügung stehen und die Schalter zusätzlich entlasten sollen. Mehrere Airlines bieten dort ihren Service an, entweder nur für die Gepäckaufgabe oder zusätzlich auch für den Bordkartendruck. In Terminal 1 gibt es 99 Automaten, in Terminal 2 sind es 19. Mitarbeiter der FBB und der Airlines stünden bereit, um den Fluggästen bei der Bedienung der Technik zu helfen.

Drei Millionen Fluggäste werden in den Sommerferien am BER erwartet
Als nächste Etappe kommt die Sicherheitskontrolle, die am BER von der Firma Securitas im Auftrag der Bundespolizei abgewickelt wird. Die Warteschlangen seien oft lang, das Personal wirke unfreundlich und überlastet, schreiben Passagiere in Foren. Dieser Bereich sei ein „schwieriger Punkt“, bestätigte die Flughafenchefin am Donnerstag. Aber auch hier könnten die Passagiere dabei mitwirken, Probleme zu verhindern.
„Gut packen, viel ins Aufgabegepäck, gut vorbereitet sein“, so von Massenbach. Sind elektronische Geräte, die vorzuzeigen sind, rasch greifbar? Gibt es spitze Gegenstände oder größere Flüssigkeitsmengen, die im Handgepäck tabu sind? Um das überprüfen zu können, hat die FBB Tische aufgebaut. Elektronische Geräte wie Laptop und Tablet sind aus dem Handgepäck herauszunehmen und separat an der Kontrolle vorzuzeigen. Das gilt auch für den Beutel, der die Fläschchen mit Flüssigkeiten aufnimmt.
Gemessen in absoluten Zahlen ist der BER längst nicht so stark belastet wie Tegel und Schönefeld vor der Pandemie. Für die sechswöchigen Sommerferien, die am Donnerstag kommender Woche beginnen, rechnet die Flughafengesellschaft mit insgesamt rund drei Millionen Fluggästen sowie bis zu 22.000 Starts und Landungen. „Vor drei Jahren, in den letzten Sommerferien vor Covid, waren es dagegen fünf Millionen Fluggäste sowie 37.000 Flugbewegungen“, sagte die BER-Chefin. „Was das Aufkommen anbelangt, sind wir also noch lange nicht wieder auf Vorkrisenniveau.“
Acht kaputte Fahrsteige im Terminal 1 wurden repariert
Aber auch im Vergleich zu dem Tag mit der höchsten Passagierzahl seit Eröffnung des BER nehme sich der nun erwartete Verkehr relativ überschaubar aus. „Am Freitag vor Pfingsten 2022 haben wir rund 77.000 Fluggäste gezählt, das war das bisherige Allzeithoch am BER. Für den 8. Juli, den stärksten Tag zum Beginn der Sommerferien, rechnen wir mit um die 80.000 Passagieren“ – das sind gerade mal rund dreitausend mehr. Damit sie die teils weiten Wege im Terminal 1 nicht laufen müssen, werden pünktlich zum Ferienstart acht instandgesetzte Fahrsteige in Betrieb genommen.
Kann der Flughafen garantieren, dass der Start in den Sommerurlaub hundertprozentig klappt? „Wir können garantieren, dass wir und unsere Partner alles unternehmen, was möglich ist“, entgegnete die Flughafenchefin. So hätten sich mehr als 130 FBB-Mitarbeiter bereit erklärt, während der Stoßzeiten Fluggäste zu unterstützen. Doch gegen äußere Einflüsse seien die Menschen am BER nicht gefeit. Wenn Crews an Corona erkranken oder wie am Mittwoch bei der Deutschen Flugsicherung Software ausfällt, wenn sich Verspätungen im Laufe des Tages summieren oder Flüge plötzlich gestrichen werden, „kann es zu Disruptionen kommen“, gab von Massenbach zu bedenken.
232 Starts und Landungen fielen in der vergangenen Woche am BER aus
Passagiere berichten, dass Flüge oft sehr kurzfristig entfallen. Und sie befürchten zu Recht, dass nicht nur der Start in den Urlaub, sondern auch die Rückkehr nach Berlin schwierig werden könnte. „Mal fallen drei oder vier Flüge pro Tag aus, mal etwas mehr“, so skizzierte Aletta von Massenbach die Lage. Tatsächlich sind es einige mehr, wie offizielle Zahlen zeigen. Danach waren für die vergangene Woche am BER 1819 Abflüge sowie 1843 Ankünfte geplant. Davon fielen 232 aus – das entspricht einem Anteil von 6,3 Prozent. Für diese Woche wird die Ausfallquote mit rund fünf Prozent beziffert.
Wie berichtet, will die Bundesregierung Kurzzeitvisa ausgeben, damit Hilfskräfte aus der Türkei und anderen Ländern auf deutschen Flughäfen bei der Gepäckverladung sowie bei anderen Dienstleistungen zur Hand gehen können. „Eine Nebelkerze, mit der Airlines und Flughäfen von ihrer Mitschuld an dem Desaster im Luftverkehr ablenken wollen“, sagte ein Luftfahrtexperte. „Der Bund soll in die Mithaftung genommen werden, wenn wie zu erwarten gefragt wird: Wer ist schuld am Chaos?“
Immer noch Kurzarbeit am Berliner Flughafen
Die BER-Chefin konnte am Donnerstag nicht sagen, ob auch am Flughafen Berlin Brandenburg ausländische Hilfskräfte arbeiten werden. Bedarf sei wohl angemeldet worden, aber ob und wie viele Menschen wann kommen sollen, sei nicht klar, sagte sie.
Experten mahnen, dass am Flughafen jede Hand gebraucht werde. Trotzdem befänden sich am BER derzeit noch knapp 200 Mitarbeiter von Wisag-Gesellschaften vollständig oder teilweise in Kurzarbeit, teilte eine Sprecherin der Wisag mit. „Die meisten dieser Mitarbeiter arbeiten in dem Bereich Passage“ – der Passagierabfertigung. Bei dem Unternehmen gebe es einen „temporären Personalüberhang“, der daraus resultiere, dass Easyjet im vergangenen Jahr zu einem anderen Bodendienstleister gewechselt sei.
„Derzeit läuft die Neuausschreibung der Lizenzen für Bodendienstleister am BER. Der Prozess hat bedauerlicherweise erhebliche Verzögerung“, so die Sprecherin weiter. Wenn die Wisag bei dem Vergabeverfahren zum Zuge komme, könnte sich die Chance ergeben, dass die Mitarbeiter am BER wieder regulär beschäftigt werden. Derzeit habe das Unternehmen „aktuell keinen akuten Personalbedarf hat, wie es bei anderen Unternehmen der Branche der Fall ist“.