Startbahnsanierung in Tegel: Mögliche Verspätungen zum Ferienbeginn

„Wir bitten die Passagiere um Verständnis, falls es zu Einschränkungen im Flugverkehr kommen sollte“, teilte die Flughafengesellschaft angesprochen auf die Sperrung der Start- und Landebahn mit. Wie jetzt bekannt wurde, muss die Piste dringend saniert werden, ein Aufschub wäre nicht mehr möglich, hieß es intern. In einem Gutachten vom 20. März ist von „Rissen, offenen Fugen und offenporigen Bereichen“ die Rede. Bis zur Schließung des Flughafens würde die Bahn nicht mehr durchhalten.

Wäre der neue Schönefelder Flughafen BER jetzt schon offen, wären die aufwendigen Bauarbeiten nicht mehr erforderlich. Doch weil Tegel mindestens bis 2016 weiter betrieben werden muss, führt kein Weg an der Pistensanierung vorbei – obwohl die südliche Start- und Landebahn nach der Schließung des Flughafens abgetragen und überbaut wird. Damit wird sich die Investition, deren Höhe nicht beziffert wurde, nicht rentieren.

Verspätungen sind zu erwarten

Die 2 428 Meter lange Südbahn war 1998 zum letzten Mal von Grund auf instand gesetzt worden. Immer wieder mussten Schadstellen kleinteilig repariert werden, das sei nun nicht mehr sinnvoll, hieß es intern. „Die Beschaffenheit der Bahn hat Einfluss auf den Flugbetrieb“, warnten die Planer. Die Asphaltdeckschicht müsste nun vier Zentimeter tief abgefräst und neu wieder aufgebaut werden. Die neue Rollbahn werde eine günstigere Oberflächenstruktur haben, was die Sicherheit erhöhe – dann hielten die Flugzeuge Windböen besser als heute stand. Verbessert werde auch die Entwässerung, die Aquaplaning verhindert.

Um die Bauzeit zu verringern, wird Tag und Nacht an der Bahn gearbeitet. Die Planer haben die kommende Woche mit Bedacht gewählt. Denn der größte Teil des Urlaubsverkehrs zu Beginn der Sommerferien sei dann schon vorbei, hieß es. Zudem gebe es in dieser Zeit weniger Geschäftsreisende und Vielflieger als sonst. Den verbleibenden Passagiere drohen Verzögerungen.

Ausschuss gibt Geld für BER frei

„Der Entfall der Südbahn kann in den Spitzenzeiten voraussichtlich nicht vollständig kompensiert werden“, teilten die Planer mit. „Rotationen und Umläufe können beeinträchtigt werden.“ Das heißt: Verspätungen, die in Tegel entstehen, könnten nicht immer im weiteren Tagesverlauf ausgeglichen werden.

Unterdessen hat BER-Chef Hartmut Mehdorn Probleme, einen nicht mehr erwünschten leitenden Mitarbeiter loszuwerden. Der Bereichsleiter Harald Siegle hatte nach Kritik an Mehdorn und Mitgliedern des Flughafen-Aufsichtsrates im April die fristlose Kündigung erhalten. Siegle zog vor das Arbeitsgericht. Wie sein Anwalt Hans-Georg Meier sagte, bestehe der Flughafen inzwischen nicht mehr auf der fristlosen Kündigung und versuche, Siegle zum Jahresende zu entlassen.
Der Haushaltsausschuss des Bundestages gab zum Wochenende weitere Millionen für den Flughafenbau frei. Es ging um eine Tranche von 58 Millionen Euro aus der ersten Finanzspritze von 1,2 Milliarden Euro aus dem Jahr 2012. (mit dpa)