Strandbad Müggelsee: Große Pläne für die Riviera des Ostens
Gut, ein kleiner Trick war nötig, um die Mitglieder des Haushaltsausschusses im Bundestag zu überzeugen, Geld fürs Strandbad Müggelsee zu bewilligen. Swen Schulz, der einzige Berliner SPD-Abgeordnete in dem wichtigen Ausschuss, verriet ihn am Mittwochnachmittag: „Wir haben den Arbeitstitel ,Strandbad Wannsee-Ost’ gewählt, das kennen alle Kollegen aus den anderen Bundesländern.“
Der Trick hat geklappt und die Haushälter machten vier Millionen Euro locker für die Sanierung des historischen, aber maroden Strandbades in Köpenick, tief im Osten der Stadt. Und weil auch das Land die gleiche Summe bereitstellte, stehen jetzt insgesamt acht Millionen Euro für das Denkmal zur Verfügung.
Erste Ausschreibung fertig
Seit gut hundert Jahren gibt es am Nordufer des Müggelsees eine Badeanstalt, seit 1929/30 ist es das heutige Strandbad, das auch als Riviera des Ostens bewundert wurde. Sanft geschwungen stehen seine Gebäude am gut 500 Meter langen, feinen Sandstrand. Außer dem Badevergnügen gab es dort eine große Terrasse mit Gastronomie, ein Fotoatelier, diverse Delikatessen- und Eisstände und sogar einen Friseur.
Doch die Zeit der Bewunderung und der Extras ist längst vorbei. Das Strandbad, dessen Entwurf vom damaligen Stadtbaurat Martin Wagner stammt (der auch am berühmteren Strandbad Wannsee beteiligt war), verfällt seit Jahren. Die große Terrasse ist weiträumig gesperrt. Ganze Gebäudeteile sind abgestützt. Wasser dringt ein. Von Decken und Wänden fällt Putz. Die meisten Räume sind zugemauert oder stehen leer. Anders als beim Strandbad Wannsee, das vor zehn Jahren saniert wurde, fehlte für das Ost-Pendant immer das Geld.
Als die Bäderbetriebe das Bad vor zehn Jahren schließen wollten, übernahm es der Bezirk Treptow-Köpenick. Seither ist das Bad ganzjährig kostenfrei nutzbar. Geht es nach Bürgermeister Oliver Igel (SPD), soll das nach der Sanierung so bleiben: „Mit der Annahme der Fördermittel bekennt sich der Bezirk zur dauerhaften finanziellen Verantwortung“, sagte er. Igel lobte auch den Senat: „Die Finanzverwaltung hat die vier Landes-Millionen als Kofinanzierung für die Bundesmittel sofort zugesagt, wir können sie abrufen.“
Doch in diesem Jahr wird von Bauarbeiten noch nichts zu sehen sein. Nächste Woche will der Bezirk zunächst eine erste EU-weite Ausschreibung auf den Weg bringen. Darin geht es um die Untersuchung des Bauzustandes, um die Kartierung der Schäden und um deren Beseitigung inklusive Finanzierung. Gleich zwei Bundesbehörden – die von Kulturstaatsministerin Monika Grütters, aus deren Etat die Bundes-Millionen kommen, und das Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung – prüfen die Unterlagen.
Das wird Monate dauern, erst dann können die eigentlichen Sanierungsarbeiten ausgeschrieben werden. Die erste spürbare Baumaßnahme soll Anfang 2017 beginnen: Der Abriss der Großgaststätte neben dem Eingang. Der würfelförmige Bau war in den 1970er-Jahren errichtet worden und gehört nicht zum Denkmalensemble. Bürgermeister Igel: „Experten haben uns gesagt, dass das Haus wegen fehlender Wasserabdichtung das darunter stehende Denkmal schädigt, deshalb muss es schnell weg.“
Für die so entstehende Freifläche gibt es diverse Vorstellungen. In einer Studie schlagen Fachleute der dwif-Consulting GmbH vor, dort einen Wasserspielplatz anzulegen. Das Strandbad, so heißt es in der Studie, solle zudem nicht nur für Badegäste attraktiv sein, sondern auch für Events und Seminare genutzt werden. Wenn alles klappt wie geplant, ist 2017 der Sanierungsbeginn. Zwei Jahre später könnte das Strandbad dann wieder als Riviera des Ostens bewundert werden.