Straßen sollten nicht nach Leuten mit Nähe zu Extremisten benannt werden
In Oranienburg wird gestritten, ob eine Straße nach einer Antikommunistin benannt werden soll. Dabei geht es nicht um die Frage, ob sie Opfer der Sowjets war.

Berlin-In Oranienburg – der Stadt des einstigen Konzentrationslagers Sachsenhausen – schwelt ein Streit über die Benennung einer Straße: Auf einem KZ-Außengelände soll eine Straße nach einer glühenden Antikommunistin benannt werden, die 1945 im Kampf gegen die Sowjets eine nationalsozialistisch geprägte Partei mitgegründet hatte und sich bewaffnen wollte. Dafür sperrten die Sowjets sie in ein Speziallager, das sie ausgerechnet im vorherigen KZ betrieben.
Grundsätzlich stellt sich die Frage, warum Straßennamen vergeben werden. Es geht ja nicht nur um ihre Unterscheidbarkeit, sonst würden sie nach Blumen, Vögeln oder anderen Orten benannt werden können. Wenn Straßen Namen einzelner Menschen bekommen, wird nach Persönlichkeiten gesucht, also nach Figuren aus der Historie, die etwas Bedeutsames geleistet, etwas Wichtiges erdacht oder erfunden haben oder die exemplarisch für eine politische Idee stehen.
Die Vergabe von Straßennamen ist ein symbolischer, moralischer aufgeladener und politisch geprägter Akt der jeweiligen Herrschaft. So wie es in der NS-Zeit überall Adolf-Hitler-Straßen gab, wurden sie nach 1945 schnell umbenannt. Ähnliches geschah nach dem Ende der DDR.
Es ist richtig, Straßen in Oranienburg auch nach Antikommunisten zu benennen, die unter dem diktatorischen Vorgehen der Stalinisten leiden mussten und die ganz sicher nicht rechtstaatlich behandelt wurden. Aber die Frau, um die es geht, stand bis zu ihrem Tod dem NS-Gedankengut nahe. Da ist es klar, dass die Gedenkstätte und KZ-Opferverbände fordern, dass eine Alternative gesucht wird. Die Realität ist nicht schwarz-weiß, aber sicher finden sich auch unter Widerstandkämpfern gegen die Sowjets Persönlichkeiten, die später nicht in der NS-Ideologie hängen blieben, sondern die Demokratie begrüßten.