Streetart „Mural Fest": 20 Graffitis auf 20 Brandmauern
Berlin ist in den vergangen Wochen bunter geworden – und zwar nicht nur, weil der Frühling endlich Blüten getrieben hat. Auch haben rund 60 Künstler der Stadt einen neuen Anstrich verpasst.
Sie sprühten, pinselten, klebten, schrubbten und schattierten: Zwanzig großflächige Graffitikunstwerke sind an Brandwänden im Zentrum entstanden. Berlin Mural Fest heißt das Projekt. Am Wochenende laden die Sprayer zu Workshops, Konzerten und Partys, um ihre Werke zu feiern.
„Graffiti ist heute längst raus aus der illegalen Ecke“
„Es sind ein paar richtig krasse Wandgemälde entstanden“, sagt Kimo von Rekowski. Er ist Mitbegründer des Vereins Berlin Art Bang, der im vergangenen Jahr die Sensationsschau The Haus auf die Beine stellte und nun das Mural Fest organisiert. „Bei einigen Wänden bin ich mir sicher, dass Bilder davon um die Welt gehen werden.“
An der Warschauer Straße etwa ist das fotorealistische Porträt eines Sprayers entstanden. Er trägt Cap, Hoodie und Schlabberhose, ganz in schwarz – und will scheinbar mit eben diesem Bild des Hinterhofschmierers brechen. „Graffiti ist heute längst raus aus der illegalen Ecke“, sagt von Rekowski. Am Holzmarkt hat die bekannte Berliner Klebebande ein Kunstwerk aus beinahe drei Kilometern Tape geschaffen, in der Falckensteinstraße erwecken Beobachter mit Hilfe einer 3D-Brille die Figur auf der Wand zum Leben.
Die Feierlichkeiten zum Mural Fest
Eine Karte führt Neugierige an die richtigen Adressen, um staunend den Kopf in den Nacken zu legen. In einer App ist die Entstehungsgeschichte der Werke nachzulesen, wenn Nutzer die Handykamera auf die Wand richten. Die Anwendung ist ab dem 19. Mai erhältlich.
Dann beginnen auch die Feierlichkeiten zum Mural Fest: In der Warschauer Straße 58 messen sich Könner beim Skateboardcontest, alle anderen fahren zum Spaß oder bemalen ihre Bretter. An der East Side Gallery legen DJs Elektro, Indie und Funk auf, Gäste sehen in Echtzeit zu, wie Sprühgemälde entstehen. Am Moritzplatz schließlich feiern die Künstler eine Blockparty, wie sie die Amerikaner in den 90er-Jahren liebten, mit Hip-Hop und spontanen Tanzauftritten. Alle Veranstaltungen finden Sonnabend und Sonntag statt, sie beginnen zwischen 14 und 15 Uhr und enden um 22 Uhr.
Die Kunst soll bleiben
Auch nach dem Wochenende wird die Kunst der Stadt erhalten bleiben. In einer alten Tabakfabrik in der Mecklenburger Straße in Schmargendorf motzen Sprayer gerade ein ganzes Gebäude auf. Unter anderem entsteht das wohl größte Wandbild der Welt: 1500 Quadratmeter misst der Schriftzug mit drei Buchstaben, das entspricht einem viertel Fußballfeld. Die Halle wird zum neuen Hauptquartier für urbane Kunst, mit Ateliers, Ausstellungen und Flohmärkten. „Aber kein zweites The Haus“, sagt Kimo von Rekowski lachend.
Auch die meisten Wandgemälde in der Stadt sollen Bestand haben. „Die Hauseigentümer haben uns ihre Mauern überlassen“, erklärt von Rekowski. „Wo ein Baudenkmal, ein Flächendenkmal oder ein Erhaltungsschutzgebiet vorlag, haben wir Genehmigungen für die Murals eingeholt.“ Auch die Senatsverwaltung für Kultur unterstützt das Projekt. Was allerdings wirklich in paar Monaten noch zu sehen ist, kann auch Kimo von Rekowski nicht mit absoluter Sicherheit sagen. Denn urbane Kunst ist vor allem eins: vergänglich.
Berlin Mural Fest, 19. und 20. Mai, Programminfos und Karte unter berlinmuralfest.de