Für 9 Euro im Monat mit den Öffis durch ganz Deutschland und für 0 Euro durch Berlin in der BVG – kann das wirklich wahr sein? Drei Monate lang würde der Bund die Mehrkosten übernehmen, um die Bürger zu entlasten. Am 19. Mai fällt die Entscheidung im Bundestag und am 20. Mai soll der Bundesrat das Vorhaben final absegnen. Der Senat erwägt derweil die Möglichkeit eines 0-Euro-Tickets für Abonnenten in Berlin.
Jan Thomsen, Sprecher der Senatsverwaltung für Mobilität, hatte vergangene Woche Überlegungen zum 0-Euro-Ticket bestätigt. Die BVG wollte sich noch nicht zu dem Vorhaben äußern. Nach Informationen der Berliner Zeitung ist es noch unklar, ob die drei Gratismonate neue Abonnenten locken oder nur bisherige Abonnenten entlasten sollen. Bei einer Rückzahlung wäre der Verwaltungsaufwand dementsprechend hoch. Bei der BVG selbst, so sagen es anonyme Quellen, soll es viel Unklarheit geben, wie der Senatsvorschlag umgesetzt werden soll und ob das Unternehmen überhaupt fähig dazu sei, den Verwaltungsaufwand zu leisten.
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Offiziell will sich noch niemand festlegen und Konkretes äußern. „Ich kann Ihnen hier aktuell weder Neues noch Details mitteilen. Es gibt Überlegungen dazu, aber noch keine Entscheidungen. Der Zeitdruck ist bekanntlich hoch, daher gilt es kompakt und in dem Moment zu informieren, in dem die Dinge mitteilbar sind. Dies ist noch nicht der Fall“, teilte Thomsen der Berliner Zeitung am Montag per E-Mail mit.
Wer gleicht die Energiepreise aus? Bund, Länder oder die Kunden?
Mit dem 9-Euro-Monatsticket können die Fahrgäste für neun Euro bundesweit den öffentlichen Nahverkehr nutzen – in allen Städten und über alle Verbundgrenzen hinweg. Die Fahrkarten können auch bei anderen Verkehrsunternehmen online oder am Schalter gekauft werden.
Wegen der erhöhten Energiepreise könnten die Ticketpreise allerdings dann ab September umso stärker steigen. Die Linkspartei hat gefordert, das Neun-Euro-Ticket bis zum Jahresende zu verlängern. Dies geht aus einer Erklärung der Fraktionsvorsitzenden aus dem Bundestag, dem Europäischen Parlament und den Bundesländern hervor.
Die Bahn hat den Verkauf des 9-Euro-Tickets ab dem 23. Mai bereits angekündigt. Das Ticket steht dann über die App DB-Navigator sowie sämtliche andere digitale Bahn-Kanäle zur Verfügung, wie der Konzern am Sonntag mitteilte. „Ebenso wird es an den rund 5500 Fahrkartenautomaten der Deutschen Bahn und in den über 400 DB Reisezentren in Bahnhöfen erhältlich sein“, hieß es.
Es gibt immer noch erbitterten Streit über die Finanzierung des geplanten Tickets. Der Bund finanziert das Angebot, indem er 2,5 Milliarden Euro als Ausgleich für Einnahmeausfälle bereitstellen will. Zudem sieht das Finanzierungsgesetz, das Bundestag und Bundesrat in dieser Woche beschließen sollen, weitere 1,2 Milliarden Euro zum Ausgleich von coronabedingten Ausfällen vor. Die Länder wollen, dass der Bund die Regionalisierungsmittel deutlicher erhöht, mit denen sie und die Verbünde Verkehrsleistungen bei den Anbietern bestellen. Einige Länder hatten am Wochenende mit Ablehnung im Bundesrat gedroht.
Die verkehrspolitische Sprecherin der SPD, Dorothee Martin, sagte in Berlin, viele Menschen freuten sich auf das Ticket. Es sei ein positives Signal für den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) und auch eine große gemeinsame Kraftanstregung für die Länder und die Verkehrsunternehmen. „Ein Scheitern wäre nicht nur kontraproduktiv, das würde dem ÖPNV schaden“, sagte sie. Man sei bereits auch in einer allgemeinen Qualitäts- und Zukunftsdebatte für den ÖPNV.
Der Grünen-Verkehrsexperte Stefan Gelbhaar sagte der dpa, insgesamt brauche es ein breiteres ÖPNV-Angebot. Im Koalitionsvertrag sei eine Erhöhung der Regionalisierungsmittel, wie auch die Verbesserung der Standards im ÖPNV vereinbart.