Streit um Fotos in Berlin-Köpenick: Nacktbilder werden doch gezeigt - in Gregor Gysis Büro

Berlin - Die Bilder der Gesellschaft für Fotografie e.V. können nun doch bestaunt werden. Nachdem die Ausstellung mit insgesamt fast 400 Bildern, darunter auch Aktfotos, aufgrund eines Streits zwischen den Künstlern und der Bezirksstadträtin Cornelia Flader (CDU) in diesem Jahr im Rathaus Treptow-Köpenick abgesagt wurde, hat sich ein Berliner Politiker der Sache angenommen.

Linken-Politiker Gregor Gysi wird eine Auswahl von 36 Fotos in seinem Wahlkreisbüro in der Brückenstraße 28 in Treptow zeigen. Mehr ist aus Platzgründen nicht möglich. Wie André Schubert, Mitarbeiter des Büros, der Berliner Zeitung sagt, stamme die Idee hierfür von Gysi selbst. Es werden auch auf ausdrücklichen Wunsch des Politikers vier Aktfotos gezeigt. Das Thema Nacktheit war schließlich der Stein des Anstoßes.

Welche Fotomotive genau ausgestellt werden, konnte die Gesellschaft für Fotografie auf Anfrage noch nicht sagen. Ihr Präsident Hans-Jürgen Horn schilderte der Berliner Zeitung aber das Verfahren, nach dem sie ausgewählt werden: „Wir arbeiten mit 20 Fotoclubs zusammen, die in den vergangenen Jahren auch unsere Ausstellung im Rathaus Köpenick bestückt haben. Von ihnen werden wir entsprechend die Fotos für die Schau bei Herrn Gysi bekommen, kennen die einzelnen Motive aber selbst noch nicht. Die Fotoclubs treffen ihre Entscheidungen selbst.“ Die Auswahl wird um den 10. April feststehen, Vernissage ist am 18. April um 15 Uhr.

Streit zwischen Fotografen und der Bezirksstadträtin

Wie berichtet soll Bezirksstadträtin Flader im Februar versucht haben, Aktbilder der Ausstellung vorab auszusortieren. In einem Gespräch mit den Fotografen soll sie den Vorschlag gemacht haben, bestimmte Fotos separat zu zeigen. In einer Pressemitteilung vom Februar schrieb Flader, das Amt für Weiterbildung und Kultur weise den Vorwurf einer Zensur jedoch strikt von sich.

Darauf reagierte die Gesellschaft für Fotografie e.V. erbost: Wer den Eindruck vermittle, sie habe in 22 Ausstellungen im Rathaus vornehmlich Aktfotos, Gewaltdarstellungen und Schockwerbung gezeigt, der lüge vorsätzlich und beleidige Mitglieder der Gesellschaft für Fotografie, sowie des beteiligten Foto Klub Forum Berlin. Die Künstler entschieden daraufhin, die Ausstellung nicht im Rathaus Köpenick zu veranstalten.

Gregor Gysi will nun auch dabei helfen, einen geeigneten Ort für die vollständige Ausstellung zu finden. Das Problem dabei ist allerdings, dass die meisten öffentlichen Einrichtungen ihre Jahresplanung schon abgeschlossen haben und ausgebucht sind. Womöglich erkläre sich, so Gysi in einer schriftlichen Mitteilung an die Berliner Zeitung, ein anderes Bezirksrathaus zur einer Ausstellung bereit.

Es ist nicht das erste Mal, dass eine Ausstellung der Gesellschaft für Fotografie in Köpenick für Ärger sorgt. Im vergangenen Jahr wurden zwei Aktbilder im Rathaus abgehängt. Begründung war laut dem damaligen Kulturstadtrat der CDU, Michael Vogel, dass sich Mitarbeiter und Besucher beschwert hatten. Die Bilder hätten religiöse Gefühle von Migranten, die das Rathaus besuchten, verletzen können. Auch 2010 wurden Aktfotos der Schau abgehängt.