Tarifstreit in Berlin geht weiter: Warum sich Verdi und BVG endlich einigen sollten
Berlin - Immerhin: Es soll sonnig werden am Montag. Für den einen oder anderen Berliner ist das ein Anreiz, das Fahrrad aus dem Keller zu holen. Sicher wird Berlin auch diese Herausforderung schaffen, sicher wird diese Stadt auch am Montag irgendwie funktionieren. Für die meisten Nutzer der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) ist der 24-stündige Warnstreik, zu dem die Gewerkschaft Verdi aufgerufen hat, jedoch maximal unangenehm. Der Weg zur Arbeit wird länger und beschwerlicher, und viele Berliner wissen nicht, wie sie am Montag ihre tägliche Routine bewältigen.
Wenn das wichtigste Nahverkehrsunternehmen einen Tag lang ausfällt, ist das ein schlechter Tag für diese Region. Doch das Streikrecht gilt. Es ist ein Bürgerrecht, das Deutschland vor vielen anderen Ländern dieser Welt auszeichnet. Und es gilt auch, wenn sich eine Gewerkschaft mit einer angebotenen Lohn- und Gehaltserhöhung im zweistelligen Prozentbereich unzufrieden zeigt.
Sicher würden sich andere Arbeitnehmer darüber freuen, wenn man ihnen auch nur einen halb so umfangreichen Aufschlag offerieren würde. Aber die BVG-Beschäftigten mussten sich jahrelang mit mageren Entgeltanhebungen zufrieden geben, die Fahrerlöhne standen zuletzt auf dem untersten Platz der bundesweiten Tabelle.
Zu Recht haben sich bei vielen BVG-Beschäftigten hohe Erwartungen aufgestaut, die Verdi einlösen will. Die Arbeitgeberseite sollte sich zudem fragen, warum sie erst Wochen nach dem Beginn des Tarifstreits ein erstes verhandlungsfähiges Angebot vorgelegt hat. Nun wird ein drittes Mal gestreikt. Doch gleich darauf müssen beide Seiten wieder an den Verhandlungstisch – um sich endlich zu einigen.