Technisches Hilfswerk organisiert Lebensmittel für Quarantäne-Haus in Neukölln
Die Zahl der Infizierten steigt auf 74. THW liefert Brot, Speiseöl, Kartoffeln, Nudeln, Reis, Mehl, Milch, Äpfel und Eier.
Berlin-Neukölln-Die Zahl der mit dem Coronavirus infizierten Menschen in sieben Neuköllner Wohnblocks ist binnen eines Tages von 57 auf 74 gestiegen. Das sagte Gesundheitsstadtrat Falko Liecke (CDU) der Berliner Zeitung, nachdem weitere Testergebnisse eingetroffen waren. Über 80 Prozent der insgesamt Betroffenen leben in dem Eckgebäude Harzer und Treptower Straße.

camcop media/Andreas Klug
Wie berichtet, mussten zum vergangenen Wochenende die Bewohner von 369 Wohnungen unter Quarantäne gestellt werden. Sie dürfen ihre Häuser 14 Tage lang nicht verlassen und folglich auch nicht einkaufen gehen.
Deshalb wurde das Technische Hilfswerk (THW) beauftragt, über seinen Ortsverband Lebensmittelpakete zu packen. Die Waren wurden am Mittwoch auf Kosten des Bezirks eingekauft und eingepackt, sollen am Donnerstag ausgeliefert werden. Brookert Burri, Leiter des Ortsverbands, geht von 75 Paketen aus, die an die Familien verteilt werden. Sie sollen unter anderem Brot, Speiseöl, Kartoffeln, Nudeln, Reis, Mehl, Milch, Äpfel und Eier enthalten, für die Kinder auch Schokolade.
Bislang soll es bei nur einer Paket-Verteilung bleiben. Später sollen Freiwillige für den Einkauf gewonnen werden. Der Bezirk kann auf einen Fundus von 450 Menschen zurückgreifen, die sich zu Beginn der Pandemie bereit erklärt hatten, speziell für ältere Neuköllnerinnen und Neuköllner einzukaufen, die bei einer Corona-Infektion unter einem besonderen Risiko stehen.
Stadtrat Liecke berichtete weiter, dass der Bezirk versuche, an dem Komplex Harzer Ecke Treptower Straße eine Außenstelle einzurichten, damit ständig Sozialarbeiter oder Gesundheitsamts-Mitarbeiter als Ansprechpartner bereitstehen.
Am Dienstag vom Neuköllner Bezirksamt gemeldete mögliche Verbreitung des Virus über Verwandte in andere Bezirke sieht der Reinickendorfer Amtsarztes Patrick Larscheid nicht so kritisch.
Neuköllns Bezirksbürgermeister Martin Hikel (SPD) ist da skeptischer. Abgesehen von dem Ausbruch in seinem Bezirk beobachte er, dass in der Bevölkerung insgesamt die Disziplin bei der Einhaltung von Abstands- und Masken-Regeln nachlasse. Es mache sich die Einstellung breit, dass Corona „vorbei“ oder nicht so schlimm sei.
Hikel sagte dem RBB: „Insofern ist es natürlich in der jetzigen Situation noch mal schwieriger, Menschen zu verdeutlichen, dass Corona eben nicht vorbei ist und dass auch das Einhalten von einer Quarantäne bedeutet, andere Menschen zu schützen.“