Tegel boomt: Mehr Passagiere, gute Gewinne
Berlin - Er ist zu klein. Er besteht aus einem Gebäude-Sammelsurium. Er wirkt da und dort schon ziemlich abgeschabt, trotz einiger Renovierungen. Dennoch verzeichnet der Flughafen Tegel steigende Passagierzahlen. Und er macht auch seinem Betreiber Freude, der Berliner Flughafen-Gesellschaft (BFG). Denn der anhaltende Tegel-Boom beschert dem staatlichen Unternehmen seit Jahren respektable Gewinne. Nach dem jüngsten Jahresabschluss, den der Bundesanzeiger veröffentlicht hat, summierte sich der Überschuss im Jahr 2012 auf fast 80,3 Millionen Euro.
Ihn als Gelddruckmaschine zu bezeichnen, wäre übertrieben. Doch klar ist, dass der Flughafen Tegel seit Anbeginn solide Umsätze erzielt und ordentliche Gewinne abwirft. So war es auch 2012, wie die erst vor etwas mehr als vier Monaten publizierte Bilanz zeigt. In jenem Jahr stieg die Zahl der Fluggäste um 7,4 Prozent auf 18,2 Millionen – eine Wachstumsrate, die fast sieben Mal so hoch wie der Durchschnittswert für alle deutschen Verkehrsflughäfen war. Das machte sich in der BFG-Bilanz bemerkbar.
Gern nach München und London
Danach stiegen die Umsätze, die mit dem Flugverkehr erzielt wurden, von 139,8 Millionen auf 146,7 Millionen Euro. Ein Faktor war die „umfassende Expansion der Lufthansa-Gruppe, die bis zu sechs zusätzliche Flugzeuge stationierte“, heißt es in dem Bericht der BFG. „Auch Air Berlin konnte ein Wachstum verzeichnen.“ Der Jahresabschluss enthält eine Fülle von interessanten Details – zum Beispiel, wie unterschiedlich sich der Verkehr in Tegel entwickelte. So ging er auf innerdeutschen Verbindungen zurück – um 1,7 Prozent. Andere europäische Ziele verzeichneten eine steigende Nachfrage – um 7,6 Prozent. Und die Langstreckenrouten, die von Tegel nach Amerika und Asien führen, erlebten sogar einen Passagierzuwachs um 8,6 Prozent.
Bei den Langstrecken reisten die meisten Fluggäste nach New York. Was war das beliebteste Flugziel in Deutschland? München. In Europa? London. Die Route Tegel–Barcelona hatte die größte Wachstumsrate.
Geplant war, dass Tegel am 2. Juni 2012 schließt, weil am nächsten Tag der BER öffnen sollte. Dass es nicht dazu kam, wirkte sich auf die Non-Aviation-Bilanz aus – gemeint sind die Umsätze, die der Flughafen nicht mit Start- und Landegebühren, sondern anderen Einnahmen erzielt. Sie gingen 2012 zurück – von 34,3 Millionen auf 32,9 Millionen Euro. Betroffen war vor allem die Vermarktung von Werbeflächen.
Hier war die Ertragslage von „einigen Schwierigkeiten gekennzeichnet“, heißt es. So wurden die Vermarktungsaktivitäten für Tegel nahezu eingestellt“, im Glauben daran, dass dort die Lichter ausgehen. Für die Zeit danach konnte mit großen Kunden wie der Telekom oder Wall keine Einigung erzielt werden – oder zu schlechteren Konditionen.
In anderen Non-Aviation-Bereichen entwickelte sich das Geschäft positiv, hieß es. Nicht mal der mobile Hot-Dog-Stand, der für zusätzliche Mieteinnahmen sorgte, wurde im Jahresabschluss vergessen.
Zahl der Fluggäste steigt
Der BFG-Gewinn landete auch 2012 komplett bei der Flughafen Berlin Brandenburg GmbH (FBB) – auch wenn Tegel-Anwohner fordern, mit dem Geld lieber Schallschutzfenster zu kaufen. Die FBB-Bilanz sah allerdings schlechter aus. Der Konzern, der Berlin, Brandenburg und dem Bund gehört, verbuchte einen hohen Verlust – der mit 185,2 Millionen Euro um fast 111 Millionen Euro höher ausfiel als im Jahr davor. Zu dem hohen Konzernfehlbetrag trugen dem Vernehmen nach die BER-Baustelle und der defizitäre Flughafen Schönefeld bei.
Wie sieht die Bilanz für 2013 aus? Flughafenchef Hartmut Mehdorn hat den Beschäftigten mitgeteilt, dass das laufende Geschäft in Tegel und Schönefeld einen Gewinn eingebracht habe – Zahlen nannte er aber noch nicht. Die Zunahme der Fluggastzahlen in Tegel lag jedenfalls über den Erwartungen. Hatte Mehdorns Vorgänger Horst Amann für 2013 noch mit einem „geringen Wachstum im niedrigen einstelligen Prozentbereich“ gerechnet, waren es in Wirklichkeit 7,9 Prozent.