Terror in Barcelona, Brüssel und London: Islamisten zu schonen, ist Rassismus
Die islamistischen Terroranschläge in Europa der letzten Wochen müssen Folgen haben. Es bringt nichts, rechtsextremen Terror mit dem islamistischen verrechnen zu wollen. Beides ist ein Problem, beides braucht Antworten durch Demokraten. In Deutschland – und das ist ein Fakt – sind weit mehr Menschen von Rechtsextremisten und Rassisten getötet worden als durch islamistische Terroristen.
Im Umgang mit rechtem Terror lernen die Behörden langsam, vielleicht zu langsam. Aber sie tun es, getrieben von der Zivilgesellschaft, also engagierten Bürgern, die durchhalten und sich nicht dabei einschüchtern lassen, den Rechtsextremismus in seinen verschiedenen Formen zu bekämpfen. Trotz aller Erfolge und Misserfolge ist ein Weg gefunden worden, sich mit der vergifteten, demokratiefeindlichen Essenz des Rechtsextremismus auseinanderzusetzen. Eine moderne, pluralistische Gesellschaft kann sich Rassismus nicht leisten. Das zumindest ist ein klares Ergebnis dieser Auseinandersetzung.
Vorwurf Islamophobie
Was aber tun wir gegen islamistische Radikalisierungen? Wie gehen wir mit dem Terror um? Überlassen wir dieses Thema den Populisten und Rassisten? Dass die Umfragewerte solcher Gruppierungen wie der AfD wieder steigen, liegt auch daran, dass solche Fragen von Demokraten entschiedener als bisher beantwortet werden müssen.
Die Tatsache, dass Populisten sich damit wichtig machen, darf diese, gegen Rechtsextremismus handelnde Zivilgesellschaft nicht abhalten, sich ebenfalls gegen Radikalisierung von Muslimen zu engagieren. Sie sollte nicht in die Fallen tappen, mit denen dieses Thema umstellt ist: Die einen fordern, die Finger davon zu lassen, weil es rassistisch sei und generalisierend, Migranten zu kritisieren.
Andere rufen Islamophobie, wenn auch nur der Hauch einer Diskussion um die Rolle der Islamverbände aufkommt. Und dann sind da noch die Rechten. Für sie ist jeder Anschlag, jedes Ereignis in Zusammenhang mit Migranten bzw. Muslimen (was diese Leute für dasselbe halten) ein Grund zu jubeln. Sie schreien nach drastischen Maßnahmen, an deren logischem Ende immer ein Deutschland ausschließlich für Weiße steht.
Am Ende profitieren die Rechten und die Islamisten
Diese Fallen sind nicht ohne, denn egal, wo man anfängt, eine schlägt auf jeden Fall zu. Wenn das jedoch dazu führt, sich mit dem Thema Radikalisierung in muslimischen Milieus nicht zu beschäftigen, dann wird es sich rächen. Am Ende profitieren davon sowohl die Rechten als auch die Islamisten.
Was also tun? Statt auf die Fallen zu starren, sollten wir uns der eigenen Haltung vergewissern und danach handeln. Wer nicht duldet, dass ein Jugendlicher mit fettem Hakenkreuz auf dem T-Shirt in den Jugendclub kommt, muss sich ebenso verhalten, wenn jemand mit einem IS-T-Shirt auftaucht. Radikalisierungen passieren nicht ungesehen, weder bei jungen Neonazis noch bei jungen Salafisten. Was es braucht, ist ein Netz von kompetenten Menschen, die bereit und sensibel genug sind, um auf Radikalisierung zu reagieren.
Wer „Tod allen Juden“ brüllt, muss mit Konsequenzen rechnen. Weder T-Shirt noch Gebrüll sind Teil irgendeiner Identität, die geschützt werden muss. Die Bedrohung durch radikale Feinde der liberalen, offenen Gesellschaft ist nicht von der Herkunft abhängig. Islamisten hier zu schonen, ist auch eine Form von Rassismus.