Thomas-Mann-Fans aufgepasst: Der Zauberberg liegt in Friedenau

Nach dem gleichnamigen Roman von Thomas Mann ist die Buchhandlung in Friedenau benannt. Der Zauberberg bezaubert mit Büchern und mehr.

Natalia Liublina mit dem Thomas-Mann-Roman „Der Zauberberg“ in der Buchhandlung Der Zauberberg.
Natalia Liublina mit dem Thomas-Mann-Roman „Der Zauberberg“ in der Buchhandlung Der Zauberberg.Sabine Gudath

Im Regal der Friedenauer Buchhandlung Der Zauberberg stehen die Romane Heinrich Manns über denen seines Bruders Thomas. Ob das der Literaturnobelpreisträger ertragen hätte? Natalia Liublina kann auf solche theoretischen Befindlichkeiten keine Rücksicht nehmen. Und überhaupt interpretiert sie den Namen des Romans für sich hier als „Ort, an dem viel zusammenkommt. Eine große Menge Bücher zunächst.“

In der Buchhandlung, gelegen in der Bundesallee an der Ecke zur Kundrystraße, verkaufen Natalia Liublina und Gerrit Schooff nicht nur Bücher. Der geschichtsträchtige Ort, an dem Andreas Wolff aus Sankt Petersburg kommend Ende der 1920er-Jahre Wolff’s Bücherei etablierte, war von Anfang an Treffpunkt Schreibender und Lesender. Hier diskutierten in den 60er- und 70er-Jahren Uwe Johnson, Günter Grass, Max Frisch – alles Nachbarn. Im Jahr 2009 übernahm die Literaturwissenschaftlerin Natalia Liublina und musste einen neuen Namen suchen. „Es sollte ein berühmter Buchtitel sein. Odysseus? Die Möwe? Der Zauberberg – das passt, das wusste ich beim Durchprobieren sofort.“

Hier trifft sich der Thomas-Mann-Kreis Berlin

Davon erfuhr recht schnell der Thomas-Mann-Kreis Berlin, in dem man alles rund um den Autor intensiv beobachtet, begutachtet und bespricht. Natalia Liublina erzählt, wie man sich bittend an sie wandte und seitdem in den Räumen des Zauberberg beglückende Begegnungen abhält. „Es ist immer interessant, mehr über seine Werke zu erfahren und sich gegenseitig die Eindrücke zu schildern.“

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Mit Liebenswürdigkeit hat Natalia Liublina der Legende neues Leben eingehaucht und Varianten des Zusammenseins von Literaturbegeisterten entwickelt. Hinaus aus den traditionsreichen vier Wänden! Gemeinsam geht sie mit ihrer Kundschaft auf Reisen. „Wir besuchten in Wolfenbüttel die berühmte Biblioteca Augusta. Ein Ausflug nach Schloss Wiepersdorf, wo die Romantiker Achim und Bettina von Arnim lebten, steht bevor.“ In der Oper sah man–  natürlich – die Vertonung der Mannschen Novelle „Tod in Venedig“.

Kinder hören der Autorin Sabine Ludwig zu

Das Beisammensein mit Autorinnen und Autoren gehört weiterhin zum Kerngeschäft. Die Zauberberg-Büchertische haben Rollen, so ist der Hauptraum im Handumdrehen geleert und kann mit Stühlen gefüllt werden. Darauf sitzen oft auch kleine Kundinnen und Kunden und lauschen ihrer Lieblingsautorin Sabine Ludwig („Hilfe, ich habe meine Lehrerin geschrumpft“). „Sie wohnt um die Ecke, unterstützt uns sehr, macht viele Lesungen.“ Kinderbücher liegen Natalia Liublina, der zweifachen Mutter, besonders am Herzen. Einen kompletten Raum hat sie dafür reserviert. Ohne Werke der Manns.