Tödliche Abbiege-Unfälle: Warum es meistens ältere Radfahrerinnen trifft
Bei Verkehrsunfällen mit abbiegenden Lastwagen und Fahrradfahrern sind ältere Menschen auffallend oft unter den Opfern. „Und unter den Senioren auch noch überwiegend Frauen“, sagte Siegfried Brockmann, Leiter der Unfallforschung der Versicherer (UDV), am Mittwoch dem RBB-Sender Radio Eins. „Also man kann sagen: weibliche Senioren sind ganz besonders von dieser Unfallart betroffen.“
Brockmann erklärte, der jüngere und sportliche Radfahrer komme zwar auch in diese Situation, er habe aber oft noch Möglichkeiten, den Unfall abzuwenden, durch eine Vollbremsung oder ein Ausweichen zum Beispiel. „Die Senioren, die verfügen darüber nicht. (...) Weil sie einfach nicht so schnell reagieren können.“
Verkehrsexperte: Spiegel oder Kamera nicht sinnvoll
Weitere Spiegel oder eine Kamera hält Brockmann nicht für eine geeignete Abhilfe. Schon jetzt müssten Lastwagenfahrer sehr viele Bereiche im Auge haben. „Wahrnehmungspsychologisch ist das extrem anspruchsvoll.“ Eine technische Lösung wie ein Sensor mit einem Warnsignal oder einer automatischen Bremse wäre aus seiner Sicht besser.
Unfälle mit toten und verletzten Radfahrern sorgen immer wieder für Entsetzen und Diskussionen. 2017 starben in Berlin neun Radfahrer. Fünf davon waren zwischen 75 und 80 Jahren alt. Jedoch verunglücken auch jüngere Menschen auf Berlins Straßen: Zuletzt wurde am Dienstag eine 52-Jährige in Berlin-Schöneberg von einem abbiegenden Lastwagen angefahren und getötet.
Die Radfahrerin war das erste Todesopfer im Berliner Straßenverkehr in diesem Jahr. Bereits am vergangenen Freitag war eine 22-Jährige auf dem Rad von einem abbiegenden Lastwagen erfasst und lebensgefährlich verletzt worden.
Verkehrssenatorin will Unfallort begutachten
Das „Netzwerk Fahrradfreundliches Tempelhof-Schöneberg“ kritisierte: „Die unübersichtliche Führung des Radverkehrs auf einem viel zu schmalen Schutzstreifen, der auch von abbiegenden Autos befahren wird, hat hier Mitschuld am Geschehen.“ Die Kreuzung sollte schon längst sicherer gemacht werden, bisher sei aber nichts geschehen.
Am Mittwochabend um 17.30 Uhr planen die Initiative Volksentscheid Fahrrad und andere Vereine eine Mahnwache an der Unfallstelle. Der Fahrradclub ADFC will ein weißes Fahrrad zum Gedenken aufstellen.
Verkehrssenatorin Regine Günther (parteilos), die für die Grünen im Senat sitzt, möchte zuvor (14 Uhr) den Unfallort begutachten. Ihr Radgesetz wurde mehrfach verschoben und soll nun in diesem Jahr beschlossen werden. Das „Netzwerk Fahrradfreundliches Tempelhof-Schöneberg“ kritisierte: „Die unübersichtliche Führung des Radverkehrs auf einem viel zu schmalen Schutzstreifen, der auch von abbiegenden Autos befahren wird, hat hier Mitschuld am Geschehen.“ Die Kreuzung sollte schon längst sicherer gemacht werden, bisher sei aber nichts geschehen.
Außerdem wollen die Bezirksverordnetenversammlungen (BVV) von Friedrichshain-Kreuzberg und Neukölln am Mittwochabend über Baumaßnahmen für besseren Fahrradverkehr debattieren, wie der „Tagesspiegel“ berichtete. (dpa/BLZ)