Tödliche Schüsse auf Nidal R.: Neuköllns Vize-Bürgermeister Falko Liecke fordert kriminellen Clan-Nachwuchs aus Problem-Familien zu holen

In Neukölln tobt der Clan-Krieg – und die Politik scheint machtlos. Nachdem Intensivtäter Nidal R. (†36) vor den Augen seiner Familie erschossen wurde, fürchten Ermittler Racheakte. Nur ein berlinweites Anti-Clan-Konzept könnte die ausufernde Gewalt noch eindämmen. Neuköllns Vize-Bürgermeister fordert deshalb: Krimineller Clan-Nachwuchs muss aus Problem-Familien geholt werden.

Seit vielen Jahren leben arabische Großfamilien in einer Art Parallel-Gesellschaft. „Sie machen, was sie wollen“, sagt ein Ermittler der Berliner Zeitung. Besonders betroffen war zuletzt Neukölln.

Dabei ist der Bezirk längst Vorreiter im präventiven Kampf gegen arabische Clans. Die aus zwei Sozialarbeitern bestehende „Arbeitsgruppe Kinder- und Jugendkriminalität“ soll zeitnah mit einem dritten Mitarbeiter verstärkt werden. Sie suchen Problemfamilien zu Hause auf. Gut 70 Fälle werden bisher betreut.

Eltern wollen nicht mit Behörden reden

Doch bei kriminellen Clans reichen sozialpädagogische Ansätze längst nicht mehr aus. Die Eltern wollen weder mit Lehrern, noch mit Behörden über ihre Kinder reden, erklärt Neuköllns Vize-Bürgermeister Falko Liecke (45, CDU). Heißt: Kriminelle Clans sind Sonderfälle! „Da müssen wir anders rangehen. Wir brauchen ein Konzept für ganz Berlin.“ Liecke fordert von den Richtern härtere Strafen.

„Wir müssen ständig Druck auf diese Familien ausüben. Von überall.“ Jugendämter der Stadt bräuchten eine rechtliche Grundlage, um straffällig gewordene Kinder aus den Problem-Familien zu nehmen, so Liecke. Ähnlich wie bei Vernachlässigungen oder Missbrauch müsste auch das als Kinderschutz definiert werden. Wenn ein Junge dann drei- oder viermal straffällig geworden ist – und seine Geschwister auch – dann muss es eine Möglichkeit geben, diese Kinder zu schützen, so Liecke.

Auch die Zusammenarbeit der Behörden müsste verbessert werden. Ein Beispiel: Wenn das Jobcenter, die Zulassungsstelle und die Polizei systematisch ihre Daten abgleichen würden, könnte der Missbrauch von Hartz IV deutlich minimiert werden, glaubt Liecke. Und: Wenn mal wieder ein Clan-Mitglied in einer Mercedes S-Klasse kontrolliert wird, könnte die Polizei sofort feststellen, ob er Hartz IV empfängt oder auf wen das Auto zugelassen ist. Ähnlich könnte es mit Immobilien laufen. Das Finanzamt müsste dann regelmäßig Grundbucheinträge melden.