Touristen-Boom nach der Pandemie: „Ich habe in Berlin nicht viel geschlafen“

Die Besucherzahlen steigen, die Hotels sind voll. Was zieht Touristen nach Berlin? Was lieben sie an der Stadt? Wir haben sie gefragt - am BER. 

Ilaria und Federico aus Italien wollen unbedingt die Skyline von Berlin sehen.
Ilaria und Federico aus Italien wollen unbedingt die Skyline von Berlin sehen.Hannah Majdic

Wer in der Innenstadt unterwegs ist, der spürt es deutlich: Spätestens seit dem Sommer sind die Touristen zurück in Berlin. Es gibt auch Zahlen zu diesem Gefühl: Die Hotels der Stadt meldeten zuletzt mehr als 80 Prozent Auslastung.

Im Juli kamen 1,12 Millionen Touristen nach Berlin, meldete die Agentur VisitBerlin gerade, das seien fast schon wieder so viele gewesen wie im Juli 2019, im letzten Sommer vor der Pandemie.

40 Prozent der Gäste blieben sogar vier bis sieben Nächte in Berlin, vor der Pandemie waren nur 23 Prozent so lange in der Stadt.

Was erwarten die Besucher von Berlin? Und hält die Stadt, was sie sich von einem Besuch hier versprochen haben? Wir haben uns auf dem Flughafen BER in Schönefeld umgehört. Bei Leuten, die gerade angekommen sind – und bei Besuchern, deren Berlin-Ausflug vorüber war.

Anzeige | Zum Weiterlesen scrollen

„Ich will den Fernsehturm sehen, die Skyline, den Sonnenuntergang“

Ilaria, 30, und Federico, 35, kommen aus einer Kleinstadt in Italien. Sie sind gerade in Berlin gelandet.

Was erwartet ihr von Berlin?

Wir werden eine Woche in der Stadt verbringen, weil es das erste Mal in Berlin für uns ist. Wir sind wirklich aufgeregt, freuen uns, in der Stadt herumzulaufen. Museen besuchen, andere Gebäude.

Warum Berlin?

Es ist eine der modernsten Hauptstädte, die es gerade gibt. Das Leben hier ist irgendwie berühmt. Wir wollten an einen Ort, der Geschichte und Kultur hat, aber wo man auch etwas erleben kann, nicht nur Dinge angucken. Wir wollten etwas Neues sehen, wissen Sie, wir kommen aus Italien, da gibt es viele kleine Städte mit uralten Gebäuden.

Was wollt ihr hier machen?

Ilaria: Ich will den Fernsehturm sehen. Ich will die Skyline sehen, die Aussicht, den Sonnenuntergang. 
Federico: Sie ist ganz aufgeregt deshalb, ja. Ich will das Leben sehen hier, nicht speziell das Nachtleben, das ganze Leben, die Atmosphäre. Ob wir Party machen wollen? Vielleicht. Warum nicht. Mal sehen, wir haben nicht alles geplant.

Ikrame, 24, Italienerin aus Amsterdam
Ikrame, 24, Italienerin aus AmsterdamHannah Majdic

„Jeder kann hier er oder sie selbst sein, habe ich gehört“

Ikrame, 24, lebt in Amsterdam, kommt eigentlich aus Italien. Auch sie ist gerade am BER gelandet.

Warum Berlin?

Ich liebe Design. Ich liebe Techno-Musik. Ich wollte schon immer nach Berlin.

Was hast du hier vor?

Es ist mein erstes Mal hier. Ich will die Stadt besichtigen, ein paar Museen. Und dann vielleicht Party machen.

Was erwartest du von Berlin?

Ich weiß nicht, was ich erwarten soll. Manche Menschen hassen Berlin, manche lieben es. Diese Stadt hat einen anderen Vibe als andere Städte in Europa. Dieses Gefühl habe ich. Ich habe gehört, es ist etwas alternativ, etwas Underground. Jeder kann er oder sie selbst sein hier. Das habe ich gehört. Das ist wirklich cool.

Charles, 22, aus Montreal
Charles, 22, aus MontrealHannah Majdic

„Es ist ein ganz anderes Nachtleben, als ich das sonst kenne“

Charles, 22, kommt aus Montreal in Kanada. Er sagt, er sei eine Weile in Berlin gewesen, nun fliegt er wieder nach Hause.

Was hast du in Berlin gemacht?

Nicht viel geschlafen jedenfalls. Ich bin viel ausgegangen, habe das Nachtleben genossen. Es war mein erster Besuch hier. Ich hatte viel von diesem Ort gehört, von Berlin. Ich liebe diesen Ort. Sehr gastfreundlich, sehr divers. Die Leute sind so nett. Ich fühle sehr gute Vibes.

Warum Berlin?

Ich war mit einer Freundin aus der Schweiz hier, die Berlin schon gut kannte, sie hat mich rumgeführt. Ich hatte gehört, dass es für junge Leute „the place to be“ ist, man muss einfach herkommen. Das Nachtleben sei sehr dynamisch. Eine interessante Techno-Szene. Aber es sei auch eine kosmopolitische Stadt, modern. Aber ich war ein bisschen gestresst, bevor ich nach Europa reiste, weil ich Veganer bin. Ich wusste nicht, ob Berlin die Hauptstadt der Veganer ist.

Wie war es?

Oh, es war cool, ich habe überall was zu essen bekommen. Berlin hat meine Erwartungen übertroffen, das ist sicher. Ich weiß viel mehr über die Stadt jetzt.

Was hast du gemacht?

Ich war viel aus, in Underground-Clubs. Zum ersten Mal habe ich das alles gemacht. Die Stimmung war so gut. Die Menschen sind sehr respektvoll im Umgang miteinander, damit, was sie dort tun wollen. Niemand setzt dich unter Druck. Es ist ein ganz anderes Nachtleben, als ich es sonst kenne. Ein sehr sicherer Ort. Ich komme auf jeden Fall wieder. Ich würde die Stadt gern jetzt, wo ich sie kenne, jemand anderem zeigen.

Julie und Anna aus Newcastle
Julie und Anna aus NewcastleHannah Majdic

„Am besten hat uns das Holocaust-Mahnmal gefallen“

Julie, 49, und ihre Tochter Anna, 18, aus Newcastle in Großbritannien fliegen wieder nach Hause.

Wie war Berlin?

Wir waren nur für einen Kurzbesuch hier. Berlin war wirklich interessant. Vor allem die historischen Orte.

Warum Berlin?

Anna lernt Deutsch an der Schule, sie wird es auch an der Uni lernen, sie wollte schon immer herkommen.

Was haben Sie gemacht?

Wir waren in einigen Museen, zum Beispiel im DDR-Museum. Wir haben auch andere Sachen gesehen, wie den Reichstag, das Brandenburger Tor. Also wohl alle wichtigen Sehenswürdigkeiten.

Julie: Am besten hat uns das Holocaust-Mahnmal gefallen, das war sehr bewegend. Ein ganz besonderer Ort. Anna: Mir ging es ganz genauso.